DIGITALE CHANCEN4. Mai 2015

Die Open API – Revolution und Chance im Banking

igor stevanovic/bigstock.cim
igor stevanovic/bigstock.cim

Eine Revolution namens Open API erschüttert die konservative Bankenbranche. Noch halten die alten Festungen dem Ansturm stand. Die ersten Banken beginnen jedoch, die Tore zu öffnen. Zu groß ist mittlerweile die Befürchtung, mit den Daten- und Informationsströmen könnten auch die Kunden eines Tages einen Bogen um die Banken machen. Dabei bietet diese Revolution für die Banken auch Chancen. 

von Ralf Keuper, Blogger und Kolumnist

In der Vergangenheit war es für eine Bank ausreichend, in der Fläche mittels Filialen und im Netz durch eine Homepage präsent zu sein. Man konnte sicher sein, dass Kunden auf der Suche nach Bankprodukten und Finanzberatung früher oder später bei ihr aufschlagen würden. Wenn nötig, wurden auch Dienste Dritter in Anspruch genommen, bevorzugt aus dem eigenen Konzern oder dem Verbund.  Man teilte sich das Revier mit den anderen Anbietern. Man kannte und beobachtete sich.

Inzwischen hat sich die Welt deutlich gewandelt. Über offene Schnittstellen (Open APIs) ist es selbst kleinen Anbietern, wie den zahlreichen FinTech-Startups, möglich, ihre Produkte und Dienstleistungen im Internet anzubieten und Kooperationspartner einzubinden bzw. selbst eingebunden zu werden.

Einige Banken wie die Credit Agricole in Frankreich mit ihrem CaStore, die Garanti Bank in der Türkei oder die Leumi Bank in Israel haben bereits vor einiger Zeit ihre Schnittstellen für Entwickler geöffnet.

In Deutschland verfolgen die Sutor Bank aus Hamburg und die Fidor Bank aus München die Open API-Philosophie. Daneben gibt es noch einige FinTech-Startups, die sich hier positioniert haben, wie Fincite, figo und das Open Bank Project.

In Großbritannien wird die Verbreitung der Open API – Philosophie im Banking von der Regierung massiv gefördert. Im März veröffentlichte die Regierung den Aufruf Call for evidence on data sharing and open data in banking.

Weshalb sie offenen Schnittstellen eine so große Bedeutung für die Finanzindustrie des Landes einräumt, erläutert die Regierung u.a. wie folgt:

Application programming interfaces, or APIs, allow two pieces of software to talk to one another. In banking, APIs can be used to enable financial technology (fintech) firms to make use of bank data on behalf of customers in innovative and helpful ways. For instance, through external bank APIs customers can make use of applications on their smartphones which allow them to see clearly how much money they spend on food, and how their spending on food fluctuates through the course of a month or year.

Open data refers to data that can be used and redistributed by anyone for free, and for example in banking can be used to improve the ability of challenger banks or alternative finance providers to make effective decisions about who to lend money to, or enable comparison applications to make more detailed and accurate assessments of how customers can save money.

Open APIs und Open Data gehören für die britische Regierung zusammen. Dieser Ansatz geht deutlich über die Einbindung von Entwicklern in die eigenen IT-Systeme hinaus.

Noch befindet sich die Initiative der britischen Regierung in der Anfangsphase. Es wird sich erst noch zeigen müssen, wieviele der darin angesprochenen Angebote und Dienstleistungen sich verwirklichen lassen. Jedoch zeigt der Vorstoss in die richtige Richtung.

In der Digitalen Ökonomie geben schon jetzt die diversen Ökosysteme, wie Apple, Amazon, Google, facebook und andere den Ton an. Wenn die Banken von diesen digitalen Ökosystemen nicht auf- bzw. leergesaugt werden wollen, führt kaum noch ein Weg an der Öffnung über Offene Schnittstellen vorbei, wie u.a. Thomas Dapp in seinem neuen Paper Fintech reloaded – Die Bank als digitales Ökosystem schreibt. Anderenfalls könnte es für die Banken im Netz künftig recht einsam werden.rk

Ralf Keuper (Bank-, Diplomkaufmann und FinTech-Experte)
Blog-Autor Ralf Keuper ist Bank- und Diplomkaufmann. Bild: Xing
Ralf Keuper

Ralf Keuper ist Bank- und Diplomkaufmann und seit rund 15 Jahren in verschiedenen Positionen beratend im Bankenumfeld tätig. Er gehört zudem mit seinem Blog bankstil zu den Top10-Bloggern im FinTech-Bereich und berät Banken bei der digitalen Transformation sowie  FinTech-Startups bei ihrem Markteintritt. Keuper hat unter anderem als Senior Consultant Banking bei der COR&FJA AG und Senior Consultant Banking & Financing bei Steria Mummert Consulting AG gearbeitet.