AKTUELL12. Dezember 2024

Digitaler Euro: Drei von vier Bankexperten befürchten ein nachteiliges Kosten-Nutzen-Verhältnis

ibi Research

In seinem breiten Themenspektrum befasst sich der ibi payment report 2024 auch ausführlich mit dem digitalen Euro. Die Erkenntnisse aus der Online-Befragung von 1.024 Endkunden sowie 40 Fach- und Führungskräften aus den Bereichen Zahlungsverkehr und Payment von Kreditinstituten zeigen: Die Ausgestaltung des Digitalen Euro als Bezahlverfahren wird von beiden Gruppen sehr kontrovers gesehen.

In der Diskussion um die Vor- und Nachteile des digitalen Euro treten sowohl die Befürworter als auch die Skeptiker gleichermaßen in Erscheinung. Von den befragten Experten werden einerseits die größten Chancen gesehen, die Kundenbindung zu stärken (41 Prozent) und die Position des Bankkontos als Anker- bzw. Mittelpunkt des Endkunden zu festigen (31 Prozent). Auf der anderen Seite sind die Mehrwerte des digitalen Euro für 44 Prozent der Befragten noch nicht erkennbar. Darüber hinaus befürchten drei Viertel der Expertinnen und Experten ein ungünstiges Verhältnis von Kosten und Nutzen und mehr als die Hälfte der Experten rechnet mit Ertragseinbußen.

Auf der Endkundenseite haben 37 Prozent bereits vom digitalen Euro gehört, obwohl die Einführung noch einige Jahre entfernt ist. Sie halten es für besonders wichtig, vor Betrug oder unbefugtem Zugriff geschützt zu sein (59 Prozent) und ein hohes Datenschutzniveau zu haben (44 Prozent). Überdurchschnittlich wichtig sind diese Eigenschaften der Altersgruppe der Babyboomer.

Digitaler Euro: Kritische Stimmen überwiegen bisher

ibi Research

Hinsichtlich der konzeptionellen Ausgestaltung des digitalen Euro überwiegen derzeit eindeutig die kritischen Stimmen: 80 Prozent der befragten Experten sind der Ansicht, dass durch die kostengünstige Ausgestaltung des digitalen Euro eine Kannibalisierung zu Lasten der nationalen digitalen Bezahlverfahren in Europa stattfinden wird. Darüber hinaus sind 77 Prozent der Meinung, dass es bereits eine ausreichende Anzahl unterschiedlicher Bezahlverfahren gibt.

Der Mehrwert des digitalen Euro wird auch von den Endkunden überwiegend noch nicht gesehen. Knapp 60 Prozent haben derzeit keinen Bedarf, da ihnen das bestehende Zahlungssystem ausreicht. Darüber hinaus befürchtet mehr als die Hälfte der befragten Endkunden, mit der Einführung des Euro werde das Bargeldsystem auf mittlere Sicht abgeschafft. Neben der vielfach kritischen Haltung wird dem digitalen Euro aber auch bereits Sympathie entgegengebracht: 37 Prozent wollen den digitalen Euro ergänzend zum Bargeld nutzen und ein Viertel wäre sogar bereit, ganz auf Bargeld zu verzichten.

Sollte der digitale Euro eingeführt werden, wäre er ein weiterer wichtiger Eckpfeiler des Projekts Europa. Allerdings ist die genaue technische und regulatorische Ausgestaltung bisher nicht abschließend geklärt, so dass die Potenziale nicht von allen Akteuren vollständig eingeschätzt und bewertet werden können.

Der vollständige ibi-Payment-Report 2024 steht kostenlos zum Download zur Verfügung.tw

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