EU Krypto-Regulierung ist ein echter Standortvorteil!
Regulierungen gelten als Hemmschuh für Innovationen – doch so pauschal stimmt das längst nicht immer. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass sich gesetzliche Eingriffe sogar als Standortvorteil auswirken können, liefert aktuell der Krypto-Markt in Deutschland und Europa. Gerade aufgrund der jüngsten Regulierungen und Gesetzesänderungen tun sich hier enorme Chancen für Banken ebenso wie die Finanzbereiche von Unternehmen auf.
von Stefan Grasmann und Jennifer Balder, Zühlke
Prominentes Beispiel für die positive Wirkung staatlicher Regulierungen: Im April löste die Verabschiedung der Europäischen Verordnung MiCA (Markets in Crypto-Asset Regulation) in der Krypto-Branche große Zustimmung, zum Teil sogar Begeisterung aus.Der Grund: Das umfassende und transparente Gesetzeswerk für Krypto-Assets, Krypto-Asset-Emittenten und Krypto-Dienstleister schafft klare Anweisungen für Firmen, die einen entscheidenden Vorteil insbesondere auch gegenüber den USA bedeuten.
Denn in den USA herrscht aufgrund eines weitgehend unregulierten Marktes und gleichzeitig harten Eingriffen der Aufsichtsbehörden große Unsicherheit, so dass viele Firmen regelrecht flüchten. Wichtige Akteure der Krypto-Industrie wie Binance, Crypto.com und Circle haben sich für einen europäischen Hauptsitz in Paris entschieden. Die MiCA steht als entscheidender Regulierungsschritt innerhalb Europas auch nicht für sich allein:
Um in Deutschland tätig zu werden, brauchen Kryptoverwahrer auch eine Kryptoverwahrlizenz, die sie bei der Finanzaufsicht BaFin beantragen müssen. In diesem Punkt hat Deutschland eine Vorreiterrolle eingenommen.”
Insgesamt überstrahlt die durch die Regulierung erhöhte Rechtssicherheit die mit ihr einhergehenden Einschränkungen. Und auch längst nicht nur Krypto-Pioniere und Startups, gerade auch etablierte Finanzinstitute in Deutschland gewinnen durch die vorbildliche europäische und nationale Gesetzgebung entscheidende Vorteile auf dem Kryptomarkt und sollten diese für sich nutzen. Schließlich können sie zum Beispiel als Hausbanken mit regulierten Angeboten das Bedürfnis der Anleger nach Sicherheit und Komfort besser bedienen als dies ein den Kunden unbekanntes Unternehmen kann. Bei ihrer Hausbank müssen sich Anleger weniger darum sorgen, ob ihr Wallet auch sicher verwahrt ist. Zudem können die Finanzinstitute als Orchestrator von Krypto-Dienstleistungen ihre Kunden aufklären und sie dabei unterstützen, ihr Portfolio zu diversifizieren.
Neue Chancen durch das elektronische Wertpapiergesetz
Die Autoren: Stefan Grasmann und Jennifer Balder, ZühlkeJennifer Balder ist Lead Consultant Blockchain bei Zühlke (Website) seit 2022. Sie leitet den BlockchainCircle für branchenübergreifende Diskussionen zu Web3-Anwendungsfällen und zeichnet sich für den Kompetenzausbau und die Geschäftsfeldentwicklung in diesen Bereichen verantwortlich.
Stefan Grasmann ist seit 2021 Blockchain Business Lead bei Zühlke, Deutschland, wo er das Projekt-Portfolio im Bereich dezentraler Technologien verwaltet und als Initiator und Co-Host des Zühlke BlockchainCircle fungiert. Zusätzlich leitet er als Managing Director Technology ein Team von über 300 Ingenieuren und Beratern, seit 2022.
Ebenfalls eine spannende Entwicklung für Finanzinstitute, aber auch die Finanzbereiche der Unternehmen: Im Sommer 2021 ist das eWpG (elektronische Wertpapiergesetz) in Kraft getreten. Dadurch wurde das Emittieren elektronischer Wertpapiere in Deutschland ermöglicht. Für Emittenten besteht nun ein Wahlrecht, ob sie Wertpapiere auf elektronischem Wege oder weiterhin in Form einer Urkunde emittieren wollen. Aktuell nehmen die Emissionen digitaler Wertpapiere an Fahrt auf. So hat Siemens eine digitale Anleihe in Höhe von 60 Millionen Euro und einer Laufzeit von einem Jahr auf einer öffentlichen Blockchain emittiert. Die Blockchain-basierte Begebung bietet gegenüber dem bisherigen Verfahren entscheidende Vorteile: Transaktionen können erheblich schneller abgewickelt werden. Das Zeitrisiko beim Wertpapierhandel wird minimiert.
Stefan Grasmann ist seit 2021 Blockchain Business Lead bei Zühlke, Deutschland, wo er das Projekt-Portfolio im Bereich dezentraler Technologien verwaltet und als Initiator und Co-Host des Zühlke BlockchainCircle fungiert. Zusätzlich leitet er als Managing Director Technology ein Team von über 300 Ingenieuren und Beratern, seit 2022.
Bislang gilt das eWpG ausschließlich für elektronische Schuldverschreibungen und Anteilsscheine. Die Bundesregierung plant jedoch, das Gesetz auch auf Aktien auszuweiten. Dafür hat das Finanz- und Justizministerium ein Eckpunktepapier veröffentlicht. Der Plan sieht vor, den Zugang zum Aktienmarkt sowohl für Privatpersonen als auch für Unternehmen zu erleichtern. Künftig können dann auch Aktien tokenisiert werden.
Unterm Strich gilt: Die positive Regulierung in Europa und Deutschland bringt für Banken und Unternehmen immer mehr Chancen mit sich. Wichtig ist jedoch, dass sie sich frühzeitig darauf vorbereiten.”
Denn große Durchbrüche im Bereich der neuen Technologien kommen erfahrungsgemäß plötzlich und mit großer Wucht – so wie auch ChatGPT auf einen Schlag die enormen Chancen von KI-Anwendungen ins Bewusstsein der Firmen gebracht hat. Dann profitieren in erster Linie diejenigen, die sich darauf vorbereitet haben – zum Beispiel mit ersten Pilotprojekten.Stefan Grasmann und Jennifer Balder, Zühlke
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/155497
Schreiben Sie einen Kommentar