Holvi wehrt sich gegen Diskriminierung ausländischer IBANs
Ist es eine Art Kapitulation oder eher die Flucht nach vorn? Die finnische Digitalbank Holvi reagiert auf IBAN-Diskriminierung und teilt ab sofort den Kunden eine deutsche IBAN zu. Der auf Freiberufler, Selbstständige, Kleinunternehmer und Start-ups spezialisierte Banking-Anbieter hat jetzt erklärt, dass man den Kunden in Deutschland zukünftig eine Abwicklung über die von der BaFin genehmigte offizielle deutsche Zahlungsstelle in Berlin ermöglichen will. In der Vergangenheit hatte es immer wieder mit Zahlungen Probleme gegeben – obwohl gerade das ja europaweit durch die IBAN-Lösung verhindert werden soll.
Die finnische Digitalbank Holvi reagiert mit der deutschen IBAN auf das Thema IBAN-Diskriminierung. Die SEPA-Verordnung (Verordnung (EU) Nr. 260/2012) sollte den Zahlungsverkehr im europäischen Wirtschaftsraum harmonisieren, doch noch immer gibt es dabei Probleme – die manchen Kunden, folgt man entsprechenden Forumsbeiträgen, schon dazu veranlasst haben, den Anbieter zu wechseln.Freiberufler, Selbstständige, Kleinunternehmer und Start-ups ohne deutsche IBAN haben nach wie vor Schwierigkeiten, wenn sie ausländische Kontonummern für Zahlungsvorgänge verwenden möchten. Diese werden abgelehnt, sind aufgrund voreingestellter Länderkürzel (z.B. DE) nicht nutzbar oder mit zusätzlichen Gebühren belegt. Dies ist ein klarer Verstoß gegen Artikel 9 der Verordnung. Die EU-Kommission muss Maßnahmen ergreifen, um diese Verstöße zu beheben und Mitgliedstaaten dabei helfen, dass die SEPA-Verordnung korrekt angewandt wird.“
Antti-Jussi Suominen, CEO von Holvi
Dennoch ist das für den finnischen Banking-Anbieter, der bereits 2011 gegründet wurde und seit 2016 zur spanischen BBVA-Gruppe gehört, natürlich keine Lösung, dieses Problem der Banken untereinander auf dem Rücken der Kunden auszutragen – und zu riskieren, dass diese Zahlungen nicht erhalten können. Das wäre gegenüber dem Geschäftspartner wenig professionell und kann im schlimmsten Fall zu Liquiditätsengpässen führen. Die deutschen IBANs, die mit DE beginnen, werden ab sofort zusätzlich ausgeteilt, die bereits vergebenen FI-IBANs behalten für eine Übergangsphase ebenfalls ihre Gültigkeit, damit die Kunden ihre Rechnungspartner darauf aufmerksam machen können. Sämtliche Services können wie gewohnt genutzt werden, wobei beide IBANs parallel Bestand haben.
Deutschland ist zweiter Heimatmarkt
Für Holvi ist das Thema von besonderer Relevanz. Erst kürzlich baute das Unternehmen angesichts seines schnellen Wachstums die Präsenz in der Eurozone weiter aus und brachte sein Angebot neben Deutschland, Österreich und Finnland nach Irland, Italien, Belgien, Frankreich und in die Niederlande. Die Anzahl der aktiven Kunden wuchs zuletzt im Jahresvergleich um 60 Prozent und erreichte den Meilenstein von 150.000. Circa 40 Prozent davon sind in Deutschland registrierte Kunden. Das Unternehmen betreibt neben Helsinki für den Hauptsitz auch Büros in Berlin und Madrid.
Der Bedarf an speziellen Angeboten für Freiberufler und Kleinunternehmer im deutschen Markt ist hoch und werde, so erklärt es zumindest das Unternehmen, nicht ausreichend von traditionellen Banken abgedeckt.
Wir sehen, dass die Nachfrage nach digitalen Geschäftskonten europaweit zunimmt. Das wundert uns nicht, denn traditionelle Finanzinstitute haben dieses Marktsegment in der Vergangenheit vernachlässigt beziehungsweise überhaupt nicht bedient.“
Antti-Jussi Suominen, CEO von Holvi
Doch in der Tat ist Holvi nicht das einzige Unternehmen, das diese Zielgruppe auf dem Schirm hat. Auch der Berliner Anbieter Kontist (technischer Banking-Dienstleister ist hier die Solarisbank) adressiert kleinere Unternehmenskunden und sogar kostenlose Geschäftskonten bieten unter anderem Penta, die Fidor Bank und N26.tw
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