In Ladesäulen für E-Autos werden Kartenlesegeräte für bargeldloses Zahlen Pflicht
Ab 2023 können Fahrer von Elektroautos unkompliziert mit der herkömmlichen Debit- oder Kreditkarte zahlen. Denn anders als bisher, wo man oftmals spezielle Kundenkarten oder Apps mit Mitgliedschaften oder Abos verwendet, wird ab Juli 2023 jede neue Ladesäule mit einem Kartenlesegerät ausgestattet sein, das die gängigen Kartensysteme unterstützt. Eine entsprechende Verordnung der Bundesregierung passierte am Freitag den Bundesrat.
Die Neuregelung betrifft sämtliche öffentlich zugänglichen Ladesäulen und bezieht sich allerdings ausschließlich auf die neu installierten Ladenpunkte. Bestehende müssen dem Gesetzeswerk nach nicht nachgerüstet werden – eine vergebene Chance. Die novellierte „Verordnung über technische Mindestanforderungen an den sicheren und interoperablen Aufbau und Betrieb von öffentlich zugänglichen Ladepunkten für Elektromobile“ – so der sperrige Titel des Gesetzeswerkes – wurde am 11. Mai formuliert und nun knapp vor der Bundestagswahl noch durchgewinkt.Die Automobilindustrie sieht das alles als Rückschritt an, denn Kartenterminals bedeuteten zusätzliche Kosten für den Nutzer und „ein gebremstes Innovationstempo“, so Hildegard Müller, Präsidentin des VDA gegenüber der dpa. Man schließe damit digitale Bezahldienstleister wie Paypal und deren digitale Lösungen aus. Volkswagen etwa betont, derzeit würden mehr als 90 Prozent der Ladevorgänge ohne Kredit- oder „EC-Karten“ bezahlt. Was die Automobilvertreter übersehen: Es hindert sie oder die Anbieter von Ladelösungen ja niemand daran, diese zusätzlichen Services wie Apple Pay oder Google Pay oder auch speziellere Payment-Lösungen anzubieten.
Deutsche Kreditwirtschaft und Payment-Dienstleister begrüßen das Gesetz
Die Bankenwirtschaft begrüßt indes den Schritt der Bundesregierung: So müssten Nutzer von E-Autos stets die Möglichkeit haben, überall auch ohne vorherigen Vertrag laden zu können.
Verbraucher wollen den Strom fürs Elektroauto so bequem und einfach mit der Karte bezahlen können wie heute ihre Tankrechnung an der Tankstelle. Auch Europas Gesetzgeber müssen im Interesse der Verbraucher das Bezahlen mit Kredit- und Girokarten an den E-Ladesäulen möglich machen.“
Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV
Auch Dienstleister wie VR Payment sehen die jetzt getroffene Entscheidung positiv. Gemeinsam mit anderen E-Mobility-Anbietern hatte sich der Zahlungsspezialist der genossenschaftlichen Finanzgruppe beim Bundesverkehrsministerium für die Anerkennung von Direktbezahlsystemen als förderfähige Zahlungsmittel im Rahmen der Förderrichtlinie Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge eingesetzt.
Wir begrüßen die Novellierung der Ladesäulenverordnung und das starke Bekenntnis des Gesetzgebers zu einem offenen Bezahlsystem. Nur so lässt sich sicherstellen, dass Verbraucher jederzeit bequem und ohne vorherige Registrierungen ihre E-Fahrzeuge betanken können – ein entscheidender Faktor für den weiteren Ausbau der E-Mobilität in Deutschland.“
Carlos Gómez-Sáez, CEO von VR Payment
Die Einbindung von Debit- und Kreditkartenzahlungen als interoperable Zahlungsmittel bringe laut VR Payment maßgebliche Vorteile: Die weite Verbreitung, vergleichsweise niedrige Transaktionskosten bei hoher Preistransparenz, die Option auf Ad-hoc-Zahlungen ohne Registrierung und ein hoher Nutzerkomfort. Beim genossenschaftlichen E-Mobility-Angebot hat VR Payment gemeinsam mit der DRWZ Mobile GmbH das Thema Barrierefreiheit zum zentralen Kriterium gemacht: Die Partner bieten bereits seit sieben Jahren Ladelösungen mit einem offenen Bezahlsystem und treiben die Installation von Ladesäulen auf den Filialparkplätzen von Volksbanken Raiffeisenbanken voran.
Erste Ladesysteme mit Roaming-Lösungen
Monat für Monat steigen die Neuanmeldungen von emissionsfreien Fahrzeugen. Von Januar bis einschließlich Juli 2021 waren 22,6 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge Elektro- oder Plug-In-Hybrid-Modelle. Jedes fünfte neue Auto fährt heute bereits mit Strom – und will entsprechend betankt werden. Tatsächlich müssen Nutzer von E-Autos derzeit nicht nur mit der unzureichenden Zahl an Ladepunkten und gerade im städtischen Raum dort parkenden E-Fahrzeugen klarkommen, sondern in vielen Fällen auch mit unterschiedlichen Karten oder Apps. Doch immerhin bieten zunehmend auch die Anbieter der Ladesysteme Roaming-Funktionen. Das ist aber auch nötig, denn viele Fahrer ärgern sich eher über defekte Ladesäulen, die länger nicht verfügbar sind.tw
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