insurHUB 2.0: innovative Ansätze – aus Absicherung wird Schutz, Prävention geht vor Schadensausgleich
Das insurHUB Innovation Lab in Berlin startet in die zweite Projektphase. Im Fokus stehen zwei wesentliche Paradigmenwechseln: B2H (Business to Human) beschreibe eine neue, ganzheitliche Ausrichtung an den realen Kundenbedürfnissen. Zudem bietet die technologische Entwicklung den Eintritt in neue Geschäftsmodelle: aus Absicherung wird Schutz, Prävention geht vor Schadensausgleich.
von Sylvie Hauke, V.E.R.S. Leipzig
In der Versicherungswirtschaft wurde in den vergangenen Jahren eine Menge Staub aufgewirbelt, Staub, der lange übersehen oder vielleicht auch ignoriert wurde, zumindest aber unangetastet blieb. Seit einiger Zeit, so könnte man den Eindruck bekommen, bemüht sich nun eine ganze Branche, einen für nötig gehaltenen Wandel so schnell wie möglich nachzuholen. Digitalisierung und Innovation sind die Zauberwörter der Stunde, die von etablierten Akteuren genauso wie von jungen Start-ups wie ein Mantra wiederholt werden. Und tatsächlich wird digitalisiert, was das Zeug hält. Neue Kundenschnittstellen werden erschlossen, interne Prozesse auf Online-Kanäle umgelagert, künstliche Intelligenz und die Sammlung biometrischer Daten durch umfassende Sensorik mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets sollen dabei helfen, alte Produkte wie Kranken- oder Kfz-Versicherungen einer Frischzellenkur zu unterziehen und für die Ansprüche junger Generationen fit zu machen. Mehrere dieser Ansätze finden bereits Anwendung oder sind zumindest in der Testphase, vielfach liefern sie verheißungsvolle Resultate.Und dennoch wirkt diese Entwicklung häufig gekünstelt und eindimensional. Dies liegt daran, dass sie der Tragweite des sich vollziehenden Kulturwandels bislang kaum gerecht wird. Zu sehr wird der Fokus darauf gerichtet, altbewährte Konzepte durch einen Cyber-Anstrich in das neue Jahrtausend zu hieven. Diese Anstrengung ist völlig legitim: Menschen werden auch zukünftig noch krank, Auto fahren und nach Absicherung vor den Unwägbarkeiten ihres Lebens verlangen.
Kunden in den Mittelpunkt
Dieses Umfeld erfordert es, Versicherung von Grund auf neu zu denken und dabei viel radikaler als bislang den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Einem solchen Ansatz folgt das insurHUB Innovation Lab, das am 05. Februar 2018 in Berlin zum zweiten Mal in eine neunmonatige Projektphase gestartet ist.
Die Initiatoren EY Innovalue, SAP und V.E.R.S. Leipzig bieten mit dem insurHUB einen Raum, der freie Ideenentwicklung ermöglicht und dabei an der Identifikation von Bedürfnissen, Sorgen, Nöten und Herausforderungen in der Bevölkerung ansetzt, anstatt sich durch die Vorgabe konkreter Produktdesigns im Vornhinein zu beschränken.
Der Kunde steht bei der täglichen Arbeit im Lab im Mittelpunkt. Dabei wird nicht nach B2B oder B2C unterschieden, sondern der zentrale Ansatz lautet B2H (Business to Human).“
Theresa Jost, Geschäftsführerin der V.E.R.S. Leipzig
Dieses Prinzip mag einleuchtend und selbstverständlich erscheinen, doch das ist es beileibe nicht. Denn anstatt potenzielle neue Geschäftsbereiche zu identifizieren, beschränken sich die Anstrengungen in der Branche bislang weitgehend auf digitale Updates von althergebrachten Ansätzen. Dabei gibt es eine Vielzahl möglicher Ansatzpunkte: Die gefühlte Bedrohung durch globalen Terrorismus, Sorge vor Schadstoffbelastung in Lebensmitteln oder Cyber-Crime, um nur einige zu nennen.
Für die zweite Projektphase des insurHUBs wurde daher bewusst auf inhaltliche Vorgaben verzichtet.
Im Lab arbeiten gemischte, interdisziplinäre Teams an einer gemeinsamen Vision: Versicherung so zu designen, dass sie für die Menschen in einer digitalen, komplexen und globalisierten Welt zu einem verlässlichen Partner wird. Dazu braucht es Freiraum und Mitarbeiter, die den Mut haben, tradierte Denkmuster aufzubrechen und dabei auch einmal Fehler zu machen. Dieser Geist ist nötig, will die Assekuranz den Sprung ins 21. Jahrhundert wirklich erfolgreich bewältigen.“
Prof. Dr. Fred Wagner, Mitinitiator des Innovationskatalysators
Neben der Kundenzentrierung steht als ein weiterer Aspekt die Erkenntnis im Fokus, dass das Sicherheitsbedürfnis in der Bevölkerung in einer Welt mit zunehmend komplexen und unübersichtlichen Entwicklungen und Bedrohungslagen wächst und nicht allein von staatlichen Institutionen gewährleistet werden kann. Die Verantwortung für umfassende Sicherheit liegt auch in den Händen der Wirtschaft und von Individuen. Die Assekuranz kann hier eine Schlüsselrolle einnehmen, denn genau hier liegt doch ihre Kernkompetenz.
Der Auftrag an die Branche ist eindeutig: Viel mehr als in der Vergangenheit wird es zukünftig ihre Aufgabe sein, zu schützen statt nur finanziell abzusichern, Prävention zu leisten statt einfachen Schadensausgleich.”
So entwickelt sich aus dem Versicherer ein Wegbegleiter, der den Kunden in diversen Lebenslagen proaktiv unterstützt. Die Technik hierfür liefern die mobilen und internetfähigen Devices, schon heute – durch umfangreiches Tracking können Gefahrensituationen technisch analysiert, ausgewertet und auf dieser Basis Handlungsempfehlungen gegeben werden.
Erneuerung von innen heraus
Viel Geschäftspotenzial für die Assekuranz und zugleich erhebliche Möglichkeiten, Kundennähe zu gewinnen und ein viel positiveres Image aufzubauen. Im insurHUB wird daran intensiv gearbeitet, und zwar „von innen“ aus der Branche heraus und nicht nur ausgelagert auf Startups und InsurTechs, wie bei einer Reihe von anderen Innovationsansätzen. Im insurHUB arbeiten EY Innovalue, SAP Deutschland und die V.E.R.S. Leipzig zusammen mit einem Kernteam von innovativen Mitarbeitern mehrerer großer Versicherungshäuser. Noch bis zum April steht weiteren Partnern aus der Branche ein Einstieg in das insurHUB 2.0 offen.aj
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