“Jetzt sind wir Kwitt”: Sparkassen starten P2P-Payment für die App – wegen Kartellamt im Alleingang
Es war kein leichter Start – nicht zuletzt wegen rechtlicher Widerstände – doch nun wird es kommen: “Kwitt” – das P2P-Payment auf Überweisungs-Basis – im Alleingang ohne Genossenschaftsbanken, denn das Kartellamt verbot die Zusammenarbeit. Jetzt werden wohl zunächst nur Sparkassen-Kunden mit Sparkassen-App und Smartphone ab 28. November per “Kwitt” Geld senden können. “Kwitt” steht lautsprachlich für den Ausspruch “Jetzt sind wir quitt”.
Ab 28. November sei es allen 4,5 Millionen Nutzern der Sparkassen-Apps möglich, mit einem Smartphone Geldbeträge an die Mobilfunknummer eines Dritten zu senden.Notwendig sei dazu eine der beiden Sparkassen-Apps („Sparkasse“ oder „Sparkasse +“). Bis 30 Euro soll das P2P-Payment sogar ohne TAN auskommen. Clever gelöst haben die Sparkassen das Problem mit Kunden anderer Banken: Die erhalten eine SMS und werden damit zu einer Sparkassen-Überweisungsseite geleitet, von der aus sie den Betrag auf das eigene Konto schicken können. Das dauert dann zwar logischerweise länger – aber es geht immerhin.
Mit “Kwitt” werde die Banking-App um eine wesentliche Funktion erweitert – und ist wohl die Antwort der Sparkassen auf PayPal.Me, Cringle, Jiffy &co (wir berichteten). Um die Funktion nutzen zu können, sei neben Smartphone und Sparkassen-App
noch eine einmalige Online-Registrierung notwendig.
Handy-zu-Handy-Zahlungen sind heute in Deutschland noch kaum verbreitet, weil die vorhandenen Angebote eine zu geringe Reichweite haben. Mit ‚Kwitt‘ werden wir einen Beitrag leisten, dieses schnelle und bequeme Zahlverfahren auf dem deutschen Markt voranzubringen.“
Dr. Joachim Schmalzl, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV
Schmerzhafte Abkopplung von den Volks- und Raiffeisenbanken
Eigentlich wollten die Sparkassen das P2P-Payment (damals noch “Geldbote“) zusammen mit den Genossenschaften starten – doch da hat das Bundeskartellamt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Den Wettbewerbshütern war ein Marktanteil von 70 Prozent der deutschen Bankkunden einfach zu viel, da sämtliche FinTechs aus dem Markt gedrängt würden (so die Befürchtung). „Wir wollen dieses System auch für andere Finanzdienstleister und deren Kunden öffnen und damit zum allgemeinen Marktstandard machen, nachdem eine Kooperation mit den Genossenschaftsbanken rechtlich zurzeit nicht möglich scheint“, so Schmalzl. Die Sparkassen-Kunden sollten aber nicht warten müssen, bis alle Finanzdienstleister ein solches P2P („peer-to-peer“)-Angebot unterbreiten. Nun überlege man im Hintergrund angestrengt, wie man das System möglicherweise neben Banken auch für FinTechs öffnen könne – um damit doch noch eine bundesweit einheitliche Lösung zu ermöglichen.
Banken & Sparkassen nehmen junge Kunden immer mehr wahr
Mit dem einfachen Bezahlen von Handy zu Handy wollen die Sparkassen-Apps vor allem den mobilen Alltag derjenigen Kunden unterstützen, die immer mehr Dinge des Alltags mit dem Smartphone erledigen wollen. Schmalzl: „Diese Kundengruppe wächst immer schneller und wird schon in naher Zukunft die Mehrheit unserer Kunden ausmachen“.
Update: Auch bei der VR-Banking-App steht das P2P-Payment in den Startlöchern – Start spätestens Q1/2017
Geld senden und anfordern wird auch für die Kunden der Volksbanken Raiffeisenbanken demnächst einfacher und komfortabler, teilte uns die Fiducia & GAD IT auf Nachfrage mit. Die neuen Geldtransferfunktion in der VR-Banking-App befinde sich in den letzten Vorbereitungen für den Markteintritt und werde derzeit mit ausgewählten Nutzern erprobt. Im ersten Quartal des neuen Jahres wird sie dann spätestens für alle Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken verfügbar sein. Mittelfristig sei auch eine Verbindung mit den Geldtransferverfahren anderer Anbieter – vermutlich den Sparkassen – angestrebt.aj
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