STUDIEN & UMFRAGEN30. März 2021

KI und Datenanalytik dringen in immer mehr Bankenprozesse vor

Geschäftsprozesse von Banken in Deutschland, Österreich und der Schweiz befinden sich im Umbruch. Laut einer Studie von ISG sind die Veränderungen stark technologiegetrieben. Service-Anbieter im Bankenbereich müssen sich der Entwicklung anpassen – sie investieren vor allem in Künstliche Intelligenz und Analytik-Lösungen.

Hier die Einordnung der Technologie-Partner der Banken für KYC-/AML-Prozesse für die Region DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) <q>ISG
Hier die Einordnung der Technologie-Partner der Banken für KYC-/AML-Prozesse für die Region DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) ISG
Die Erwartungen der Bankkunden ändern sich gerade grundlegend, zugleich macht die Digitalisierung des Finanzwesens große Fortschritte. Mobiler Zugriff auf Bankeninfos und -services, digitales Bezahlen und neue Kanäle der Kundenkommunikation stehen dabei im Fokus, darüber hinaus sind Datensicherheit und Kundenidentifizierung von höchster Wichtigkeit. Der Markt für Technologie- und Service-Anbieter, die Banken bei solchen Lösungen unterstützen, verzeichne deshalb aktuell ein deutliches Wachstum, so Johanna von Geyr, Partner und EMEA Lead Banking, Financial Services & Insurance bei ISG.

„Flickenteppich“ beim Thema Know Your Customer

In der aktuellen Studie „ISG Provider Lens Banking Industry Ecosystem Report DACH 2020“ untersuchte das globale Marktforschungs- und Beratungsunternehmen die Leistungen von 26 Anbietern in vier Marktsegmenten (Quadranten): Neben „Know-Your-Customer/Anti-Money-Laundering Implementation Services” (KYC/AML) sind dies „Core Banking Platform Implementation Services for Retail“, „Core Banking Platform Implementation Services for Corporate“ und „Payment Ecosystem Services“.

Im Teilmarkt KYC/AML wurden 18 Anbieter bewertet, wovon sich fünf als „Leader“ positionieren konnten und einer als „Rising Star“. Dies ist nach ISG-Definition ein Unternehmen mit „vielversprechendem Portfolio“ und „hohem Zukunftspotenzial“. In diesem Markt sehen sich Banken mit sehr unterschiedlichen Regularien in verschiedenen Weltregionen und Ländern konfrontiert. In der Schweiz unterscheiden sie sich von der EU, innerhalb derer noch einmal die Euro- von den Nicht-Euro-Staaten zu unterscheiden sind. Hinzu kommt, dass die EU-Regularien ursprünglich von Großbritannien geprägt wurden – was sich nach dem Brexit und der Trennung der Finanzmärkte nun deutlich ändern dürfte.

KI verstärkt im Einsatz

Diese äußerst komplexen Landschaften an Regularien, beispielsweise bei der Kreditvergabe, sei nur wirtschaftlich zu bewältigen, wenn viele Prozesse automatisiert ablaufen. Hier kommen Methoden der künstlichen Intelligenz immer mehr zum Tragen, so von Geyr. Sie nennt als Beispiel den Abgleich von Kreditnehmern mit sogenannten „Blacklists“ oder die Analyse auffälliger Zahlungsströme. Kreditkartenbetreiber haben hier bereits längere Erfahrungen, Banken ziehen nun wegen neuer Regularien nach.

Doch KYC-Prozesse sind nicht nur eine Bürde – sie bieten auch die Chance, sich im Wettbewerb zu differenzieren. Wer seine Kunden besser kennt und mehr Transparenz etwa über begleitende Informationen zu Geldtransfers erhält, ist auch in der Lage, seinen Kunden maßgeschneiderte und prompte Angebote zu machen, erläutert die ISG-Expertin.

<Q>ISG
ISG

KI und Machine Learning könnten hier Muster automatisch erkennen, um entweder den Kundenservice zu verbessern oder Alarm zu schlagen, wenn mit Blick auf etwaige Geldwäsche Auffälligkeiten auftreten.“

Johanna von Geyr, Partner & EMEA Lead BFSI bei ISG

Service-Partner rüsten auf

Manche der Technologie- und Service-Anbieter im Bankenumfeld verfügen den ISG-Analysten zufolge mittlerweile über eigene KI-Lösungen. Dies trifft insbesondere auf jene Anbieter zu, deren Marktposition mit der Attraktivität ihrer spezifischen Technologielösungen und der damit verbundenen Services steht und fällt.

Andere verfolgen die Strategie, sich über Drittanbieter und Partner entsprechende KI-Kompetenzen und -Lösungen dazu zu holen. Dies sei insbesondere bei den klassischen IT-Service-Providern der Fall, die auf diese Weise produktunabhängige Services gewährleisten könnten.

Die Dritten im Bunde der Service-Anbieter sind regionale Unternehmen, welche jeweils einen nationalen Markt besonders gut kennen. Diese verfügen ISG zufolge ebenfalls über nennenswerte Marktanteile, sind jedoch bei den großen internationalen Banken weniger vertreten.

Alle Anbieter müssen neben KI aber auch gleichermaßen umfangreiches Know-how im Bereich der Regulatorik mitbringen, da dieses Thema immer wichtiger wird, so ISG.

KI auch in anderen Bereichen gefragt

Nicht nur bei KYC-Prozessen kann Künstliche Intelligenz die Effizienz der Prozesse und die Qualität der Services verbessern. Auch in den anderen von ISG untersuchten Quadranten zeigen sich Einflüsse der KI auf die Neugestaltung der Prozesse. So hat ISG bei den Kernbankensystemen im Privat- und Geschäftskundenbereich beobachtet, dass operative Agilität sowie die Reaktionsfähigkeit auf die immer anspruchsvolleren Kundenanforderungen im Zentrum der Veränderungen stehen. Immer wieder gilt es im Rahmen dieser Projekte, neue Komponenten wie zum Beispiel KI-Funktionalitäten in bestehende Altsysteme zu integrieren. Entsprechende Skills trugen zu der Platzierung in den beiden Quadranten zum Thema Core Banking Platform Implementation Services – getrennt nach Retail- und Corporate-Banken – bei.

Die ausführliche Studie kann bei ISG (Website) kostenpflichtig bezogen werden. Eine bearbeitete Kurzfassung stellt Capgemini auf seiner Website kostenlos bereit. hj

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert