Kreditprozesse bei Volksbanken und Sparkassen müssen digitaler werden
Gerade Sparkassen und Genossenschaftsbanken sehen bei ihren Workflows rund um Kreditprozesse bei Gewerbekrediten noch Raum für Verbesserungen – das belegt eine kürzlich veröffentlichte Studie der PPI. Doch das Potenzial wäre da, weil insbesondere bei Kennzahlen, Schnittstellen, Service-Levels und Durchlaufzeiten durch Automation und Einsatz digitaler Technologien noch schlankere Abläufe realisierbar sind.
[S]ind Sparkassen und Genossenschaftsbanken digital genug aufgestellt, um auf die Herausforderungen im gewerblichen Kreditgeschäft reagieren zu können? Diese Frage hat das Hamburger Beratungs- und Softwarehaus PPI untersucht und dazu bundesweit Verantwortliche in den Kreditabteilungen der Institute befragt. Die Ergebnisse der kürzlich veröffentlichten Studie „Digitalisierung – Der gewerbliche Kreditprozess im Wandel“ zeigt, dass noch reichlich Luft nach oben ist: Die Möglichkeiten der digitalen Transformation sind noch lange nicht ausgereizt, eine konsequente Fortführung bringt weitere Verbesserungen bei Qualität und Schnelligkeit mit sich.
Während die elektronische Kreditakte nahezu Standard ist, werden solche Dinge wie Workflowsteuerung oder die Nutzung des digitalen Finanzberichts bei vielen Studienteilnehmern vernachlässigt. Hier schlummert noch Optimierungspotenzial.“
Michael Wiemker, Senior Consultant bei der PPI AG
Kreditprozesse: Digitalisierung geht in die richtige Richtung
Insbesondere im Zusammenhang mit Marktfolgeprozessen – also Kreditentscheidung und -gewährung, Bestandsverwaltung, Risikomanagement und Bearbeitung notleidender Darlehen – hat die digitale Transformation in den letzten zwei Jahren die einzelnen Prozessschritte bereits positiv verändert: 73 Prozent der Befragten sind mit der Ausgestaltung des gewerblichen Kreditprozesses sehr zufrieden oder eher zufrieden. Dennoch besteht auch konkreter Handlungsbedarf. Insbesondere bei der Kreditgewährung (91 %), Kreditentscheidung (82 %) und Bestandsverwaltung (82 %) wird noch Optimierungspotenzial durch Digitalisierung gesehen. So liegt die Dauer für eine Kreditentscheidung aktuell bei maximal fünf Tagen. „Dieser Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, obwohl die Prozesse durchweg digitaler geworden sind. Hier sind noch Verbesserungen nötig und auch möglich“, sagt Thomas Paulat, Manager bei der PPI AG.
Tools und Lösungen durchaus vorhanden
Betrachtet man die zum Einsatz kommenden Tools, dann fällt auf, dass die digitale Kreditakte weit verbreitet ist – 80 Prozent der befragten Banken nutzen diese. Anders sieht es dagegen bei digitalen Finanzberichten aus, die den Kreditinstituten als Einkommensunterlagen in elektronischer Form dienen könnten. Zehn Prozent nutzen diese Informationsquelle gar nicht, 20 Prozent planen immerhin Einführungsprojekte und 70 Prozent nutzen sie wenigsten teilweise. In vollem Funktionsumfang kommen sie bei keinem der befragten Institute vor. Auch verwenden gerade einmal 40 Prozent der Befragten Workflowsteuerungstools, die laufend Informationen zu Bearbeitungsstand und -dauer der einzelnen Kreditengagements liefern. Immerhin planen 30 Prozent der Banken eine Einführung eines solchen Tools in naher Zukunft.
Interessant auch: Die im Rahmen von PSD II erleichterte Möglichkeit der Umsatzdatenanalyse von Fremdkonten wird faktisch von den Genossenschaftsbanken und Sparkassen noch gar nicht genutzt und ist größtenteils auch nicht geplant.
An sich sind die Werkzeuge für weitere Prozessverbesserungen vorhanden, die Institute machen sich auch Gedanken über den potenziellen Einsatz. Aber zumindest in Teilbereichen besteht großer Nachholbedarf.“
Michael Wiemker, Senior Consultant bei der PPI AG
Das schlägt sich nicht zuletzt auch bei den Prozessen für notleidende Kredite nieder. Eine automatische Übertragung an die Folgebearbeitung haben nur 40 Prozent der befragten Banken eingerichtet. 60 Prozent beurteilen die Übergabe der entsprechenden Engagements in den Bereich Non Performing Loans (NPL) als aufwändig oder sehr aufwändig. Auch die Informationen des hauseigenen Frühwarnsystems sehen nur 40 Prozent der Teilnehmer als ausreichend an.
Kreditprozess: KMU-Kunden im Fokus der Studie
Im Fokus der Studie stehen Kredite an kleine und mittlere Gewerbe- und Firmenkunden, die weniger als zehn Millionen Euro Jahresumsatz ausweisen. Die Mehrzahl der befragten Sparkassen und Genossenschaftsbanken hat eine Bilanzsumme von maximal vier Milliarden Euro und bis zu 1.000 Mitarbeiter. Die Erhebung fand als Online-Befragung zwischen Dezember 2018 und Mai 2019 statt. Schwerpunktmäßig wurden vor allem die Marktfolgeprozesse untersucht.
Die Studie „Digitalisierung – Der gewerbliche Kreditprozess im Wandel“ kann kostenlos bei der PPI AG angefordert werden. Sie ist für Kunden und Interessenten kostenlos erhältlich, Consultingunternehmen zahlen eine Gebühr. tw
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