MEINUNG25. Oktober 2023

LBBW: Nutzen des digitalen Euro dürfte für Verbraucher sehr überschaubar bleiben

Symbolbild für digitalen Euro
peshkov/bigstock.com

Die EZB hat sich dafür entschieden, eine zweijährige Vorbereitungsphase zur möglichen Einführung eines digitalen Euros für die breite Öffentlichkeit zu starten. LBBW Research betrachtet das vorgestellte Konzept allerdings skeptisch. Digitalisierungsanalyst Guido Zimmermann sieht die Zukunft eines digitalen Euro eher nicht beim privaten Verbraucher, sondern im milliardenschweren Interbanken-Handel.

In einer digitalen Welt wird auch digitales Geld immer wichtiger. Es bietet deutlich vielfältigere Einsatzmöglichkeiten als Münzen und Geldscheine. Jedoch fehlt dem geplanten digitalen Euro die im Blockchain-Zeitalter wichtige Funktion, Zahlungsbedingungen in das digitale Geld über so genannte “Smart Contracts” direkt einzuprogrammieren.

Der Nutzen des digitalen Euro dürfte für die Verbraucher sehr überschaubar bleiben. Salopp gesagt: Er ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.”

Guido Zimmermann, Digitalisierungsanalyst bei LBBW Research

Die Bürger des Euroraums verfügen bereits heute über zahlreiche digitale Bezahlmöglichkeiten wie das Online-Banking, die Debitkarte oder Zahlungs-Apps für das Smartphone. Auch ließe sich mit dem digitalen Euro kein größeres Vermögen zentral speichern, wie es jedes Sparkonto beherrsche, zeigt Zimmermann das nächste Manko auf. Er erwartet, dass das Interesse der Bürger verhallt, sobald er den Reiz des Neuen verloren hat.

Die EZB betont vor allem drei Argumente für die Schaffung eines digitalen Euro: die Notwendigkeit, ein digitales Äquivalent zum Bargeld zu schaffen, die Förderung finanzieller Inklusion und die Schaffung einer universellen europäischen Zahlungsmethode, um die Abhängigkeit der EU von ausländischen Zahlungsverkehrsdienstleistern zu verringern. Keines dieser Argumente sei wirklich überzeugend.

Die Verwendung von Bargeld ist in der EU noch immer sehr verbreitet. Wie die EZB selbst argumentiert, ist der digitale Euro nicht als Ersatz gedacht. Zweitens gibt es in der EU kein dringendes Problem der finanziellen Inklusion. Man sollte vielleicht eher das Problem der digitalen Exklusion (fehlende Smartphones, schlechte Internetverbindungen oder fehlende digitale Kenntnisse) als das Grundproblem beim Digital Banking adressieren. Das dritte von der EZB vorgebrachte Argument ist die Stärkung der strategischen Autonomie Europas. Hier könnten die digitale Zentralbankwährung im Prinzip eine Lösung für einen Zahlungsverkehrsmarkt bieten. Vielleicht wäre es aber sinnvoller, die bestehenden Zahlungsverkehrssysteme in Europa besser zu nutzen und zu verbessern.

Ein vielversprechendes Werkzeug könnte ein digitaler Euro für den Zahlungsverkehr im Interbankenhandel sein – wenn er von der EZB zudem programmierfähig gestaltet würde, ist Zimmermann überzeugt. Ein derartiger digitaler Euro würde das von den Banken gehaltene Zentralbankgeld programmierfähig machen und könnte damit auf entsprechenden Plattformen (“Blockchain”) eingesetzt werden.

Hier gibt es nicht unerhebliche Produktivitätspotenziale zu heben – insbesondere im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr. Und davon profitiert am Ende auch der Verbraucher.”

Die Studie von Guido Zimmermann, LBBW Research, finden Sie hier kostenlos. pp

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