Mobile Payment beim BVB, Fortuna Düsseldorf und dem 1.FC Kaiserslautern – der Payment-Reality-Check
Vorigen August hatten wir bereits das bargeldlose Bezahlen in den Stadien der Bundesliga beleuchtet (“Payment: Wer hat gute Karten in der Bundesliga?“) – denn nirgends offenbart sich die Payment-Realität so ungeschminkt. Die Entwicklung ist dort auch nicht stehengeblieben und gibt einen Fingerzeig, wohin die Mobile-Payment-Reise geht. Mittlerweile gibt es auch erste Mobile-Payment-Piloten im Fußballstadion.
von Rudolf Linsenbarth
Mit der Jahrtausendwende brach in der neuen Arena auf Schalke auch ein neues Zeitalter des Bezahlens von Bier und Bratwurst im Stadion an. Fortan war die sogenannte Knappenkarte das einzig zugelassene Zahlungsmittel in der Veltins-Arena. Viele weitere Vereine folgten diesem Vorbild. Die Motivation ist, die Handling Prozesse am Verkaufsstand zu vereinfachen, um in der recht eng bemessenen Halbzeitpause einen maximal möglichen Umsatz zu erzielen.
Außerdem ermöglichen einige Systeme das Aufladen dieser Prepaid Karten per App am Smartphone. Naheliegend wäre es, dem Fan zu ermöglichen, den Einkauf direkt mit dem Handy zu bezahlen. Tatsächlich geht dies bereits in drei Fußballstadien. Im einzelnen handelt es sich dabei um die Esprit Arena in Düsseldorf, den Signal Iduna Park in Dortmund und das Fritz Walter Stadion in Kaiserslautern. Die Verfahren sind extrem unterschiedlich und werden nachfolgend beschrieben.
Fortuna Düsseldorf: kesh im Stadion
Bei Fortuna Düsseldorf gibt es mit kesh ein Angebot der BIW Bank. Im Prinzip handelt es sich um ein Verfahren zur Überweisung von Kleinbeträgen. Es gehört damit zur Gruppe der P2P (Person to Person) Verfahren. Jede Kasse repräsentiert dabei ein Konto im kesh-Ökosystem.
Der Fan findet die Adresse, an welche das Geld überwiesen werden muss, als QR Code. Diesen muss er einmalig scannen, danach kann die Adresse gespeichert werden und für nachfolgende Bezahlungen wieder verwendet werden.
Aber: Bezahlen im Stadion ist nur möglich, wenn eine Mobilfunkverbindung besteht, oder eine andere Internetverbindung zum Beispiel per WLAN vorhanden ist. Registrierte Nutzer, die sich bei der BIW Bank legitimiert haben, können das Konto mit bis zu 200 € pro Monat per Lastschrift aufladen. Alle anderen können Geld auf ihr kesh-Konto vom eigenen Girokonto aus überweisen. Weiterhin können alle kesh-Nutzer kostenlos untereinander Geld senden.
1.FC Kaiserslautern: tap-it von payment solution services
Rudolf Linsenbarth
Rudolf Linsenbarth ist Senior Consultant für den Bereich Mobile Payment und NFC bei COCUS Consulting. Zuvor war er 11 Jahre im Bankbereich als Senior Technical Specialist bei der TARGO IT Consulting (Crédit Mutuel Bankengruppe). Linsenbarth ist einer der profiliertesten Blogger der Finanzszene und kommentiert bei Twitter unter @holimuk die aktuellen Entwicklungen. Alle Beiträge schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenen Namen.
Einen anderen Weg geht man beim 1.FC Kaiserslautern. Das Mobile-Payment-Verfahren dort nennt sich tap-it und ist ein Produkt der payment solution services GmbH, dem Anbieter der dortigen Payment Infrastruktur justpay. Konsequenterweise setzt man auf NFC und liefert eine nahtlose Integration in die vorhandenen Kassenterminals. Damit tap-it eingesetzt werden kann, ist ein Software-Update der Terminals erforderlich. Dies ist bisher im Fritz Walter Stadion erfolgt. Im Februar wird die Flens-Arena in Flensburg hinzukommen. Für alle übrigen justpay-Stadien soll der Rollout in 2016 erfolgen. Die Mobile Payment Lösung ist im Prinzip eine virtuelle justpay-Karte und kann genauso geladen werden wie das Plastik-Pendant. Mit dem Unterschied, dass die Online-Aufladung nicht 24 Stunden vorher erfolgen muss, sondern auch während des Spiels stattfinden kann. Die Technik dahinter nennt sich HCE (Host Card Emulation). Genutzt werden kann sie auf jedem NFC-fähigen Smartphone mit Android ab Version 4.4. Der Bezahlvorgang selbst ist komplett offline fähig. Weder das Handy noch das Terminal benötigen eine Internetverbindung.
BVB: Der Stadiondeckel plus Kreditkarten
Der BVB schließlich hat mit Beginn der Saison 2015/16 einen neuen Stadiondeckel eingeführt, hierbei handelt es sich nach wie vor um ein geschlossenes Bezahlsystem. Im Rahmen des Konzeptes gibt es aber unter jeder Tribüne mindestens einen sogenannten Multizahlungskiosk.
An jedem dieser Kioske steht ein Verifone H5000 Bezahlterminal, bei dem die kontaktlose Schnittstelle aktiviert ist. Weil der BVB dort auch Kreditkarten akzeptiert, funktionieren die Mobile-Payment-Verfahren von Vodafone und Telekom ebenfalls. Die Benutzung dieser Wallets ist identisch mit dem Einsatz im Einzelhandel. Bis 25€ tappen und der Bezahlvorgang ist abgeschlossen. Bei höheren Beträgen ist die Eingabe der PIN am Terminal erforderlich. Damit ist man in Dortmund auch schon auf die Mobile-Payment-Verfahren der Internetgiganten Apple, Google und Samsung vorbereitet. Man darf gespannt sein, ob der BVB die Terminals im gesamten Stadion umstellt, sobald Apple Pay am deutschen Markt verfügbar ist.
Das Fazit: Payment per Smartphone wird kommen
Mobile Payment im Stadion ist zurzeit noch eine zarte Pflanze. Dem Verfahren gehört aber mit Sicherheit die Zukunft. Wenn im nächsten Schritt auch die Eintrittskarten ins Smartphone wandern, werden große Synergieeffekte erzielt.Rudolf Linsenbarth
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