N26 und Bitpanda: Warum der gemeinsame Kryptohandel so lange auf sich warten lässt
Lange war darüber diskutiert worden, wie die Neobank N26 ihr Krypto-Angebot aufstellen wird. Schon vor etwa einem Jahr hatte uns der damalige Deutschland-Chef Georg Hauer erklärt, dass N26 innerhalb der nächsten Monate plane, Krypto-Angebote einzuführen – entweder selbst aus eigener Kraft oder in Kooperation mit Dienstleistern. Schon damals war klar, dass die Berliner eher spät dran sind (was einen Erfolg nicht ausschließen muss). Doch trotz des Krypto-Booms, den eine Vielzahl anderer Banken und FinTechs sehr gut für sich zu nutzen wusste, kam die Neobank lange nicht in die Gänge.
Erst kürzlich gab es erste unbestätigte Gerüchte, einige Stellenangebote, in denen die Berliner beispielsweise einen Backend Engineer Crypto suchten, inzwischen kommen sie aus mehreren Quellen: N26 wird den Krypto-Handel wohl aller Voraussicht nach mit dem österreichischen Start-up Bitpanda realisieren. Das Wiener FinTech, das 2014 seinen Siegeszug antrat und erst kürzlich 263 Millionen US-Dollar frisches Kapital einsammeln könnte, ermöglicht Investments in Krypto-Währungen und unterstützt inzwischen mehr als 1.000 Assets. Auch Edelmetalle, Aktien und börsengehandelte Indexfonds (ETFs) lassen sich auf diesem Weg handeln. Auch Teilaktien und zahlreiche Lösungen, die Banken von der Stange meist nicht anbieten, können die Wiener, die aktuell mit rund 4 Milliarden Dollar bewertet werden und nach eigenen Angaben von rund 3 Millionen Menschen genutzt werden.Dank MiFID2-Wertpapierkonformität und PSD2 dürfte es für die N26 gar nicht so schwierig sein, die Lösungen der Wiener zu implementieren. Wie Whitelabel das alles ist und in wieweit der Name Bitpanda dabei auftaucht, dazu lässt sich derzeit nur mutmaßen. Klar ist aber, dass sich die Berliner, die derzeit unter besonderem Augenmerk der BaFin stehen und derzeit einer besonderen Wachstumsbeschränkung unterliegen, die ihnen nur 50.000 Neukunden pro Monat erlauben, auf diese Weise auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können und getrost das Krypto-Thema an einen erfahrenen (FinTech-)Partner auslagern. Das dürfte wohl auch im Interesse von Valentin Stalf sein, der sich ja seinerzeit – die Anhänger der Krypto-Zunft haben ihm das nie wirklich verziehen oder vergessen – eher persönlich wenig affin zu Kryptowährungen äußerte.
N26-Kunden warten schon lange auf Bitcoin und Co.
Dass die N26-Kunden auf das Krypto-Thema warten, dürfte indes klar sein – und in den entsprechenden Kommentarspalten und Foren geht es ja bereits seit Monaten hoch her. Allerdings ist die N26 hier eindeutig „late to the party“, wenn selbst etablierte Banken und Sparkassen schon laut über Kryptodienstleistungen nachdenken oder diese bereits im Angebot haben. Noch dazu ist das Timing mit dem aktuell stürmischen Fahrwasser für Bitcoin, Ethereum und Co. wohl alles andere als geschickt gewählt.
Für die N26 könnte das Ganze ein wichtiger Schritt in Richtung Profitabilität sein – denn einerseits hat das Unternehmen in den letzten Monaten seine reine Wachstumsstrategie, die auf die Kundenzahl schielt, aufgegeben, aufgeben müssen, andererseits ist es auch tatsächlich sinnvoller zu schauen, wie viel Umsatz oder noch besser Gewinn man mit dem einzelnen Kunden erzielen kann. Und neben den bisherigen Erlösmodellen, bei denen die Gebühren für Konten und Dienstleistungen zuletzt eine immer wichtigere Rolle spielten, wollte das Unternehmen ohnehin das Geschäft mit Dienstleisterprovisionen stärken.
Bislang sagt keines der beiden beteiligten Unternehmen etwas zu den Plänen, man äußere sich erst, wenn es etwas zu vermelden gibt, heißt es da. Doch im Moment wartet Bitpanda erst einmal auf die BaFin-Lizenz, nachdem der Berliner Standort bereits seit Sommer letzten Jahres steht.
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