Nach Banken und FinTechs will FI-TS jetzt Versicherer fürs IT-Outsourcing gewinnen
Urspünglich ist FI-TS ein Bankendienstleister. Letzten März entdeckte das Unternehmen sein Herz für FinTechs (“Wie viel FinTech-Gen steckt in FI-TS?“) – und nun will FI-TS bei Versicherern in die Vertriebs-Offensive gehen? Zwar holte man sich schon vor einem Jahr die Öffentlichen Versicherer (“OEV“), aber reicht das schon um die Versicherungswirtschaft für IT-Outsourcing zu begeistern? IT Finanzmagazin hat bei Marc Schuckmann, Bereichsleiter Versicherungen bei FI-TS, nachgefragt.
Herr Schuckmann, Versicherer haben doch ihre Kernsysteme üblicherweise selber unter Kontrolle. Warum sind Sie der Meinung, dass diese Unternehmen nun einen externen Dienstleister wie FI-TS beauftragen sollten?
Aktuell sehen sich Versicherungen drei zentralen Herausforderungen gegenüber, die eng mit der IT verknüpft sind.
Erstens: Im Zuge der rasanten Digitalisierung müssen Versicherungen auf das geänderte Kundenverhalten reagieren und neue Lösungen, beispielsweise für den Einsatz auf mobilen Endgeräten entwickeln. Damit steigt auch die Komplexität der Systeme.
Zweitens: Die steigenden Auflagen der Regulierungsbehörden, allen voran Solvency II, müssen Versicherungen aktuell in den Systemen und Prozessen abbilden.
Und drittens: IT-Nachwuchskräfte ziehen Versicherungen meistens nicht als erste Station auf dem Karriereweg in Betracht.
Letztlich vollzieht sich in Versicherungen zurzeit ein Umdenken, das in anderen Branchen wie Logistik, Industrie oder Banken bereits stattgefunden hat.
Bei Fragen, wie sie künftige notwendige Investitionen in moderne IT-Systeme vermeiden und gleichzeitig Kosten einsparen oder wie sie Risiken in den Griff bekommen, ziehen Versicherungen jetzt auch die Zusammenarbeit mit externen IT-Dienstleister in Betracht.
Das heißt, Versicherer machen da aus Ihrer Sicht etwas grundlegend falsch?
Im Gegenteil: Versicherungen machen alles richtig, wenn sie jetzt über die Möglichkeiten nachdenken, ihre IT-Strategie neu auszurichten und dabei Teile der IT auslagern. Denn sie legen damit die Basis für ein erfolgreiches und nachhaltiges IT-Outsourcing, indem sie sich mit zentralen Fragen auseinandersetzen: Welche Teile der IT-Landschaft sind im ersten Schritt für eine mögliche Auslagerung geeignet? Welcher IT-Partner begleitet mich auf diesem Weg?
FI-TS kommt ja aus dem Banking: Was sind denn für Sie die großen Unterschiede zwischen Bank- und Versicherungs-IT?
Ein großer Unterschied besteht sicherlich in der Kontakthäufigkeit der Kunden zu Banken oder Versicherungen. Während Bankkunden mehrmals im Monat, viele sogar wöchentlich, via Online-Banking ihr Kreditinstitut beanspruchen, ist der Kontakt zu Versicherungen deutlich geringer. Damit gehen auch ganz unterschiedliche Anforderungen an die IT etwa in Bezug auf mögliche Lastspitzen einher.
Ein weiterer Unterschied ist, dass Versicherungen häufiger neue Produkte in den Markt bringen. Und mit jedem neuen Versicherungs-Produkt verändert sich auch die dazu gehörende Software, so dass Versicherungen eine schnelle Unterstützung für die Produkteinführung benötigen.
Entfernt sich FI-TS nun aus dem Banking und warum versuchen Sie jetzt bei Versicherern zu landen?
Der Bankenmarkt ist und bleibt auch aus der Unternehmens-Historie gesehen ein zentrales Geschäft von FI-TS. Als Unternehmen mit Wachstums-Ambitionen haben wir aber erkannt, dass der Versicherungsmarkt in Deutschland attraktive Möglichkeiten bietet. Denn bei allen Unterschieden zwischen Banken und Versicherungen gibt es gerade bei der Regulatorik eine Schnittmenge. So werden beide Branchen von den gleichen Aufsichtsbehörden geprüft. FI-TS verfügt hier über eine profunde Expertise im Umgang mit veränderten regulatorischen Anforderungen und mit aktuellen Schwerpunkten in Prüfverfahren.
Regulatorische Anforderungen und Datenschutz ist kein neues Thema. Das müssten Sie von Banken her recht gut kennen. Machen da Versicherer einen Unterschied?
Ja, da gibt es einen zentralen Unterschied. Die Verfahren zum Speicherung und Verarbeitung personenbezogener Daten etwa für Unfall-, Kranken- oder Lebensversicherungen unterliegen einem spezifischen gesetzlichen Schutz. Hier haben wir für uns regulatorisches Neuland betreten und entsprechende Verfahren entwickelt, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Ist denn die IT der Versicherungen aus Ihrer Sicht rückständig?
Der Versicherungsmarkt befindet sich in einer großen Umwälzungsphase. Durch digitale Technologien drängen neue Wettbewerber mit innovativen Produkten in den Markt. Gleichzeitig hat sich die Zahl der Kommunikationskanäle und Kontaktpunkte für Kunden und Versicherungen deutlich erhöht. Die Versicherungsbranche hat die Zeichen der Zeit erkannt und sucht jetzt auf der IT-Seite nach Partner für eine zeitgemäße IT-Infrastruktur.
Zur Kostenseite – wie viel billiger kommt es einen Versicherer, wenn er einen externen Dienstleister wählt?
Grundsätzlich profitieren Versicherungen beim IT-Outsourcing von Kosteneinsparungen. Jedes IT-Projekt ist anders, was etwa den vereinbarten Leistungsschnitt oder das Mengengerüst angeht. Außerdem legen Versicherungen genau wie Banken Wert darauf, eine handlungsfähige IT einzusetzen und damit fit für die Zukunft zu werden. Diese Aspekte und der Wunsch nach steigender Flexibilität und Agilität sind oftmals höher priorisiert als nur sinkende Kosten.
Haben die Versicherer keine Sorgen, dass der Weg zu einem eventuellen späteren Insourcing enorm schwierig wird, wenn sie ihre IT erst einmal ausgelagert haben?
Der Wechsel zurück ist grundsätzlich nicht schwieriger als in anderen Branchen auch. Aber die Frage stellt keine Versicherung, wenn sie sich für die Auslagerung der eigenen IT-Infrastruktur entschieden hat. Viel wichtiger ist doch, dass sich eine Versicherung umfassend auf das Outsourcing vorbereitet. Dabei sind zwei Dinge von entscheidender Bedeutung:
Erstens: Welche Teile der IT sollen ausgelagert werden? Unsere Erfahrungen zeigen, dass Versicherungen zunächst die IT-Basis mit einem fest definierten Leistungsschnitt abgeben. Darauf aufbauend lässt sich dann der Umfangsukzessive erhöhen, bis hin zur Übernahme des Application Servicees.
Und zweitens: Im Auswahlprozess spielen neben den Kosten auch die Fragen nach der Herangehensweise an das IT-Projekt sowie Aspekte einer vergleichbaren Unternehmenskultur eine zentrale Rolle.
Nochmal anders gefragt – wie abhängig macht sich ein Versicherer zum Beispiel von FI-TS?
Wir streben genauso wie unsere Kunden ein partnerschaftliches Verhältnis an. Dabei sprechen wir nicht von Abhängigkeiten, sondern viel mehr von gegenseitigem Vertrauen. Wir bauen auf die Leistungen, Ressourcen und Prozesse, die wir für Versicherungen schaffen. Die Kunden verlassen sich auf den reibungslosen und verfügbaren Service, den sie bei uns in Auftrag geben.
Vielen Dank, Herr Schuckmann.aj
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