ODDO BHF Anwenderbericht: Abläufe verbessern und Kosten senken – Einführung eines neuen Kreditmoduls
“Qualität steigern und gleichzeitig Kosten senken” – sind die beiden Säulen der IT-Strategie der ODDO BHF Gruppe (Website), die mit der 2016 übernommenen BHF Bank. Das Ziel: die führende deutsch-französische Finanzgruppe zu werden. Mit dem Go-Live des neuen Kreditmoduls am 25. November 2018 ist dazu eine wichtige Stufe des Programms zur Umsetzung der IT-Strategie in Betrieb gegangen. Mit dem Vorhaben wird die gruppenweite IT-Architektur konsolidiert und umfangreich modernisiert. Allein durch das Kreditmodul OBS konnten mehrere Altsysteme ersetzt und abgeschaltet werden. Der Praxis-Anwenderbericht.
von Achim Weiß, Steffen Dunemann und Stephan Wycisk, ODDO BHF Gruppe
Die Einführung des neuen Kreditmoduls OBS des Anbieters “Die Software” aus Ebersberg bei München ist dabei eines von insgesamt neun Projekten, die auf der neuen hauseigenen ODDO BHF Plattform live gehen. Eine der größten Herausforderungen des Projekts war es, neben der Umsetzung des eigenen Projekts parallel auch die Abstimmung mit den anderen Projekten sicherzustellen.Alle neuen Komponenten laufen auf dem bereits zuvor in Betrieb genommenen neuen Rechenzentrum in Paris – einem wesentlichen Element der gruppenweiten IT-Strategie. Ziel ist es vor allem, Redundanzen zu vermeiden, die Skalierbarkeit sicherzustellen und die Qualität der Systeme weiter zu verbessern. Die ODDO BHF verabschiedet sich damit von der Großrechner-Architektur und wechselt auf die Linux-Server der Zentrale.
Bei diesem Vorhaben kommt der Transformation der Systemlandschaft für das Kreditgeschäft eine zentrale Rolle zu. Im Zielbild werden alle kreditrelevanten Systeme in ein Modul überführt. Waren bislang zum Beispiel Euro- und Fremdwährungskredite in getrennten Anwendungen, so konnten mit der Einführung von OBS Kredit alle relevanten Funktionen abgebildet werden. Es gibt nun einen einheitlichen Prozess ohne Systembrüche – von der Beantragung eines Kredits über die Ausführung bis hin zur Verwaltung der Sicherheiten und der Überwachung der Engagements. Davon profitieren alle Nutzer – vom Vertrieb über die Kredit-Administration bis hin zum Risikomanagement .
Darüber hinaus werden mit OBS beispielsweise die Voraussetzungen für ein ganzheitliches Limitmanagement geschaffen. Ein System ist jetzt führend verantwortlich für alle Adressrisikolimite und die Limitüberwachung, d.h. für die Versorgung der Operativsysteme mit Limitinformationen sowie den umgekehrten Abruf von Exposure-Daten. Es wird sichergestellt, dass alle erforderlichen Informationen zugeliefert werden und über die Steuerung eine Limiteinhaltung einschließlich einer Pre-Deal-Check-Funktion von Limiten jederzeit gewährleistet ist.
Ein weiteres Beispiel ist die Kreditbeantragung und -genehmigung. Mit OBS wird für alle Kundengruppen (Financial Institutions, Corporates, Private Banking) eine systemgestützte, einheitliche Kreditantragsstruktur mit einem konsistenten Datenhaushalt aller entscheidungsrelevanten Informationen etabliert. Die Verbindung mit dem bereits bestehenden elektronischen Genehmigungsprozess ermöglicht eine Steigerung der Datenqualität und Geschwindigkeit für alle Prozessbeteiligten.
Fünf Anbieter, vier im Workshop – einer mit höchster Punktzahl bei der Funktionalität
Auf der Basis der fachlichen und technischen Anforderungen wurden fünf Anbieter eingeladen, ein Angebot abzugeben. Vier Anbieter wurden daraufhin zu Workshops im Haus eingeladen, um ihr System vorzustellen. Beim Auswahlverfahren wurden fachliche, technische und finanzielle Kriterien herangezogen und in einer vorab definierten Metrik bewertet.
Um der Komplexität dieser Entscheidung gerecht zu werden, mussten alle Anbieter in mehreren Workshop-Sessions unterschiedliche Themenbereiche erläutern.
Die Entscheidung fiel letztlich eindeutig aus. Auf der Kosten- und insbesondere auf der fachlichen Seite konnte OBS Kredit punkten. In Sachen Funktionalität erreichte OBS Kredit die höchste Punktzahl.
In 15 Monaten zum Go-Live
Die Einführung erfolgte in einem klassischen Phasenmodell. Nach der Entscheidung für das System wurden in einer GAP-Analysephase alle Anforderungen gesammelt und Funktionalitäten, die der Standard nicht vorsah, detailliert und durchkalkuliert.
Die Implementierung erfolgt nach Funktionsgruppen in zwei Releases. Das erste Release ist nach nur 15 Monaten Laufzeit am 25. November 2018 live gegangen.”
Es ist das bedeutend größere der beiden Releases und umfasst alle wesentlichen Elemente des neuen Kreditsystems für alle relevanten Geschäftsbereiche, das Private Wealth Management und Bereich Corporates und Markets. Es bündelt sämtliche Funktionen für die Mitarbeiter des Front Office über die Administration bis hin zur Marktfolge.
Ein so umfangreicher und tiefgreifender Eingriff in die Systemlandschaft mit Zugriff auf Stammdaten hat den Charakter einer Operation am offenen Herzen.”
Steffen Dunemann ist Direktor in der Strategie und Projekteinheit der ODDO BHF Gruppe. Gemeinsam mit der deutschen und französischen IT-Leitung verantwortet er das Vorhaben zur Konsolidierung und Modernisierung der gruppenweite IT-Architektur. Der Volkswirt begann 2008 in der ehemaligen BHF-BANK AG und hat seitdem eine Vielzahl von Projekten jeder Größe geleitet.
Stephan Wycisk ist Leiter des Zentralbereichs Kreditrisiko-Management & Kredit-Administration der ODDO BHF Gruppe. Als fachlicher Sponsor verantwortet er die Modernisierung und Digitalisierung der IT-Infrastruktur für das Kreditgeschäft/-risikomanagement. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und langjähriger Tätigkeit als Unternehmensberater bei Roland Berger ist er seit 2006 in unterschiedlichen Führungspositionen in den Bereichen Finance und Risiko für die ODDO BHF Gruppe aktiv.
Bevor das System für die Anwender freigeschaltet wurde, hat das Projektteam intensiv in mehreren Testläufen den Big Bang am 25. November vorbereitet. In jedem Testdurchlauf wurden Funktionen und Schnittstellen überprüft, bevor letztlich ein User Acceptance Test erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Damit war aus Sicht der Funktionalität der Weg zum Go-Live frei.
Migration aus den Altsystemen
Parallel zu den Testaktivitäten mussten auch die Daten von den Altsystemen auf die neue Lösung übertragen werden. Insgesamt fünf Mal hat das Projektteam den Übergang (Cut Over) von den Altsystemen geprobt, bevor am Wochenende des 24./25. November 2018 sämtliche Daten zu Krediten, Sicherheiten und Linien ins neue System übertragen wurden. Die Migration verlief erfolgreich, alle notwendigen Prüfungshandlungen zur Sicherstellung der Vollständigkeit und Korrektheit wurden letztlich sogar mit zeitlichem Puffer am Cut-Over-Wochenende abgeschlossen. Damit konnte das System am darauffolgenden Montag in Betrieb genommen werden.
Sechs Wochen vor Go-Live wurden die Mitarbeiter auf das neue System vorbereitet. Nach dem Train-the-Trainer Prinzip hat “Die Software” die Bank-Mitarbeiter des Projektteams geschult. Diese wiederum haben dann die Schulungen für insgesamt 200 Anwender an 11 Standorten vor Ort und in virtuellen Schulungen übernommen.
Das Fazit der ODDO BHF
Für die Mitarbeiter ist das System deutlich leichter zu bedienen. Es gibt keine Medienbrüche mehr. Das Handling und die Abläufe sind einfacher als bei den heterogenen Altsystemen. Den Mitarbeitern stehen nun moderne Interfaces mit Drop- und Klickboxen zur Verfügung, wo vorher auf der Großrechner-Architektur über Masken und Tastatureingabe gearbeitet wurde.
Seine Zuverlässigkeit konnte das OBS Kredit-Modul gleich beim Jahresabschluss 2018 unter Beweis stellen. Es fügt sich nahtlos in die neue Systemlandschaft ein und leistet damit einen wichtigen Beitrag zu den Zielen von ODDO BHF.
Vor allem aber ließen sich durch die offenen Schnittstellen viele zusätzliche Informationen integrieren: etwa die Details aufsichtsrechtlicher Meldungen und der IFRS Rechnungslegung sowie des internen Controllings. Externe Anforderungen an Einzelgeschäfte wie etwa die Kreditdatenstatistik AnaCredit der Deutschen Bundesbank konnten aufgenommen und so Umfang, Qualität und Darstellung der Daten deutlich verbessert werden.
In der nun angelaufenen Phase 2 wird die Steuerung der Risiken weiter verbessert und die Überwachung automatisiert.aj
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/85598
Schreiben Sie einen Kommentar