Paydirekt: Sparkassen verschenken 500.000 Euro
Der erklärte „Nicht-Gegner“ von Paydirekt, PayPal, hat seine heutige Relevanz vor allem im Verbund mit eBay erreicht. Die Sparkassen setzen bei Paydirekt auf Fernsehwerbung und ein Gewinnspiel. Ob das auch den Erfolg bringt?
von Rudolf Linsenbarth
Den Online Shop braucht kein Mensch mehr, war die Kernthese eines sehr lesenswerten Artikels auf T3N. Wer glaubt, hier wird die Abkehr vom Internet-Einkauf und die Rückbesinnung zum Ladengeschäft propagiert, liegt falsch. Vielmehr geht es dort um einen Händler, der trotz eines eigenen Internetshops seine Kunden bevorzugt auf seine Amazon Präsenz schickt. Obwohl er dabei seine Marge mit Amazon teilen muss, rechnet sich diese Strategie für ihn. Durch den vermehrten Traffic auf Amazon, steigt seine Relevanz im dortigen Ökosystem. Ein Kunde im eigenen Online-Shop kauft einmal ein und verschwindet. Maßnahmen, ihn zur regelmäßigen Wiederkehr zu bewegen, kosten viel und haben keine positiven Auswirkungen auf das Kaufverhalten der anderen Kunden.
Alle Beiträge schreibt Rudolf Linsenbarth im eigenen Namen.
Payment braucht GAFA (Google-Apple-Facebook-Amazon)
Alexander Graf Vordenker für digitale Geschäftsmodelle, hat diesen Artikel noch einmal aufgegriffen. Seiner Meinung nach ist der Trend zu einer Plattform-Ökonomie wie GAFA (Google-Apple-Facebook-Amazon) unumkehrbar. Ein Online-Payment-Verfahren, das nicht auf diesen Plattformen präsent ist, leidet doppelt. Zum einen hat man ein wachsendes Marktsegment nicht besetzt. Zum anderen benötigt man diese Plattformen, um selber relevant zu werden oder zu bleiben.
Ein neuer Player wie Paydirekt ist ohne Plattform im Prinzip ohne Chance. Dazu schließe man mal die Augen und denke an das nächste Weihnachtsfest. Weil Weihnachten ist, stelle man sich jetzt vor, dass die Hälfte der deutschen Top 50 Händler Paydirekt als Zahlverfahren anbietet. Nach Logik der Banken müssten die Bankkunden Paydirekt jetzt automatisch nutzen. Das werden sie wahrscheinlich aber nicht tun. Allein die Verfügbarkeit eines Zahlverfahrens und das Wissen um die Verfügbarkeit münden nicht in konkrete Handlungen.
Was ist das Argument, das Kunden zum Handeln bewegt?
Warum sollte der Kunde sich diese Mühe machen, sich bei Paydirekt zu registrieren? Wir kennen alle die Argumente „deutsches Rechenzentrum, meine Bank, Vertrauen etc“. Aber was für den Online-Einkauf gilt, ist für die Finanzprodukte der Banken genauso richtig! Alexander Graf schreibt: „Kunden sind per se nicht mehr loyal. Sie kaufen dort ein, wo sie das beste Set aus Angebot, Preis, Verfügbarkeit und Service erhalten.“
Deshalb haben die Sparkassen jetzt beschlossen, Fernsehspots zu schalten. Man erklärt dem Kunden in der Offline-Welt, wie er in der Online-Welt bezahlen kann. Ob der Kunde gerade seinen nächsten Online-Einkauf plant, weiß man nicht. Eine teure Maßnahme mit enormen Streuverlusten. Zielgerichteter ist da schon, die Nutzung von Paydirekt durch ein Gewinnspiel zu incentivieren. Insgesamt sollen 1000 Paydirekt Nutzer je 500 € erhalten. Allerdings im Jahre 2016 klingt das so, als ob man den Gotthardt-Tunnel mit Schlegel und Eisen durchbrechen will.Relevanz – zum richtigen Zeitpunkt
Auf einer gut gemachten Plattform bespielt man den Kunden genau in dem Augenblick, wenn es relevant wird. Also beispielsweise wenn er das Handy zückt, um den nächsten Online-Einkauf zu tätigen. Die Mittel, die man dann einsetzt, sind nur ein Bruchteil dessen, was man außerhalb der Plattformen an Werbebudget investieren muss. Die Marge auf einer Plattform wird wahrscheinlich geringer sein. Das Ganze rechnet sich am Ende des Tages aber doch, wenn dafür die Umsätze deutlich höher sind.rl
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