Retailbanken: In fünf Jahren keine Filialen mehr – FinTechs seien doch eine ernste Bedrohung
Für fast die Hälfte aller Retailbanken läutet die technologische Revolution im Finanzdienstleistungssektor das Ende des Filialgeschäfts ein – sagt Temenos. Und die meisten Banken rechnen innerhalb der nächsten fünf Jahre mit einer Vollautomatisierung des Retailbankings. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Detailstudie von Temenos „Retail Banking: In Tech We Trust“.
Die Jahresstudie zum Retailbankensektor erstellte Temenos gemeinsam mit der “Economist Intelligence Unit”. Sie zeige: Banken empfinden die im Finanzdienstleistungssektor tätigen Technologieunternehmen (FinTech) heute sehr viel stärker als Bedrohung als noch vor einem Jahr. Sie befürchten unter anderem, dass die Bargeldnutzung im stationären Handel bis 2020 dramatisch sinkt und stattdessen die FinTechs die meisten Zahlungen abwickeln. Auch dürfte es Usus werden, dass Kreditgeschäfte zwischen Nichtbanken über Banking-Plattformen abgewickelt werden.Die Studie belegt sehr deutlich, vor welchen Herausforderungen der Retailbankensektor steht. Eine ganze Branche muss sich daher in Teilen neu erfinden. Nicht nur das Filialmodell der Retailbanken steht immer stärker auf dem Prüfstand, sondern auch das klassische Kreditgeschäft wird sich in den kommenden Jahren zunehmend verändern und weitere P2P-Kreditplattformen werden entstehen. Darauf werden die Retailbanken noch stärker als bisher reagieren müssen, um keine weiteren Marktanteile an FinTechs zu verlieren.“
Dr. Noah Krähenmann, Regional Sales Director Europa, bei TemenosDavid Arnott, CEO von Temenos, dazu: „Unsere Studie zeigt, dass die Banken die Bedrohung ihres Geschäftsmodells durch die FinTechs mittlerweile klar erkannt haben. Regulierung und Compliance wurden bereits letztes Jahr als weniger kritisch gesehen. Dieser Trend hat sich weiter fortgesetzt. Nun suchen die Banken nach Wegen, die FinTech-Konkurrenz mit den eigenen Waffen zu schlagen, etwa durch Partnerschaften oder die Zusammenarbeit mit Dienstleistern oder durch Investitionen in eigene digitale Plattformen.“
Wie die Studie zeigt, reagieren die Banken auf die technische Bedrohung mit eigenen Onlineangeboten und Investitionen in Digitalisierung. Immer mehr Unternehmen machen Banken das Geschäft streitig: Google mit Android Pay, Apple Pay, Anbieter von Krediten zwischen Nichtbanken (sogenanntes Peer-to-Peer Lending) und FinTechs in der Vermögensverwaltung.
Die Banken reagieren mit angepassten Angeboten, um Kunden zu gewinnen und zu halten, ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten, Produkte und Dienstleistungen segmentübergreifend zu vertreiben und die Netz- und Informationssicherheit zu erhöhen (Stichwort Cyber Security). Einfach ist die Sache nicht: die Probleme reichen von der Mitarbeitersuche über die Integration unterschiedlicher Systeme und Prozesse bis hin zu den nach wie vor existierenden Altsystemen.
Basis der Studie: 200 Interviews
Die Studie beruht auf einer weltweiten Umfrage unter mehr als 200 Führungskräften aus dem Retailbanking, von denen über die Hälfte auf Vorstandsebene tätig ist. Sie wurden gebeten, die Herausforderungen der nächsten fünf Jahre sowie ihre Antwort darauf zu beschreiben.
Zusammenfassung der Studie
1. Die Bedrohungen ändern das Geschäftsmodell des Bankensektors, denn das traditionelle Filial-/transaktionsbezogene Modell (49%) verschwindet zugunsten vollautomatisierter Filialen (64%).
2. Neue Marktteilnehmer (26%), geändertes Kundenverhalten (22%) und neue Technologien (24%) werden von den Banken als wesentliche Bedrohungen identifiziert.
3. Die Banken haben weiterhin Probleme, wobei die Personalsuche (35%), die Systemintegration und Compliance (34%), Altsysteme (31%) und die Kundenpräferenz für digitale Dienstleistungen (30%) als besonders vordringlich gesehen werden.
Monica Woodley von der Economist Intelligence Unit dazu: „Für die Retailbanken dieser Welt hat sich die digitale Revolution von einer existenziellen Bedrohung zu einer potentiellen Überlebensstrategie entwickelt, und die Banken haben eine Reihe strategischer Antworten entwickelt. Allerdings ist noch nicht klar, welcher Ansatz am Ende zielführend ist.“
Die vollständige Studie ist hier als PDF verfügbar.aj
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