ARCHIV27. März 2024

Bargeld auch in Zukunft unverzichtbar: Schwedische Zentralbank distanziert sich von Digitalisierungsstrategie

Riksbank
dolgachov/Bigstock

Die schwedische Riksbank hat in einem aktuellen Bericht die unverzichtbare Rolle von Bargeld für sichere und jedem zugängliche Zahlungssysteme unterstrichen. Das Institut vollzieht damit einen Schwenk in ihrer bisherigen stark auf digitale Mittel fokussierte Zahlungsmittel-Strategie. Und Giesecke+Devrient (G+D) sieht darin auch ein gewichtiges Argument für die Einführung digitaler Zentralbankwährungen in Ergänzung zu Bargeld.

Laut G+D galt es in Schweden bislang als erklärtes Ziel, innerhalb der nächsten zehn Jahre komplett auf Bargeld zu verzichten und zur bargeldlosen Gesellschaft zu werden. In ihrem aktuellen Jahresbericht zu Massenzahlungssystemen (hier) vollzieht die schwedische Riksbank jedoch einen Kurswechsel und rückt von dieser Projektion ab. Sie ziehe damit die Konsequenzen aus den Erfahrungen, die das Land bislang bei der flächendeckenden Digitalisierung von Zahlungsmitteln gemacht hat. Der sichere Zugang zu digitalen Zahlungsmitteln könne nicht für alle Bürger jederzeit und überall gewährleistet werden und müsse daher als mögliche Schwachstelle eingestuft werden.

Mangelnde Sicherheit bei digitalen Zahlungsmittel

Als größtes Sicherheitsdefizit sieht die schwedische Zentralbank die Funktionsfähigkeit des digitalen Zahlungsverkehrs bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Stromausfällen, beispielsweise nach Naturkatastrophen, oder auch in kritischen Situationen wie im Falle einer Cyber-Attacke. Mit den bestehenden digitalen Zahlungssystemen könne die notwendige Stabilität und Resilienz nicht gewährleistet werden. Das könne bislang nur Bargeld. Daher müssten sowohl der öffentliche wie der private Sektor seine Nutzung sicherstellen und eine entsprechende Infrastruktur für die Geldversorgung aufrechterhalten werden.

G+D

Die schwedische Zentralbank hat erkannt, dass physisches Bargeld nach wie vor unverzichtbar ist. Wirtschaft und Gesellschaft brauchen die Koexistenz analoger und digitaler Zahlungsmittel, die sich gegenseitig ergänzen.“

Dr. Wolfram Seidemann, CEO von G+D

Digitale Zahlungsmittel seien zudem nicht für alle Bevölkerungsgruppen jederzeit zugänglich und verfügbar. Etwa weil diese Menschen keinen Zugang zu digitalen Diensten haben oder damit nicht zurechtkommen würden. Bargeld sei nach wie vor das einzige Zahlungsmittel, das einfach ohne Voraussetzungen genutzt werden könne und verfügbar sei.

Digitales Zentralbankgeld als Ergänzung

Für Giesecke+Devrient (Website) seien dies gleichzeitig auch gewichtige Argumente für die Einführung einer zu Bargeld komplementären digitalen Zentralbankwährung, die die Vorteile von Scheinen und Münzen in der digitalen Welt abbilden soll. Die Riksbank arbeite bereits an der E-krona als sogenannte Central Bank Digital Currency (CBDC) für Schweden. Im Euro-Raum werde die Entwicklung des digitalen Euro von der EZB vorangetrieben. Beide Projekte würden sich in einem fortgeschrittenen Stadium befinden: Sowohl die E-krona als auch der digitale Euro könnten schon in den kommenden Jahren eingeführt werden.

CBDCs würden die Vorteile von Bargeld mit den Vorzügen digitaler Zahlungsmittel verbinden, einschließlich der Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit bei ausfallender Strom- oder Internetversorgung. Sie bilde somit ein gleichwertiges Pendant zu Bargeld. G+D begrüße daher das eindeutige Statement aus Schweden.ft

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