„EPI, RTP, Inst? Am Ende läuft alles über Konten“
Das ist einer der Karrieren im Payment-Umfeld, die nur wenige aufweisen können: Unter anderem Vice President bei Wirecard, Senior Vice President bei ClickandBuy und in der Geschäftsführung von Paydirekt. Christian von Hammel-Bonten kennt die Branche, deren Errungenschaften und Schwächen seit über 20 Jahren. Im Gespräch ordnet er die aktuellen Entwicklungen wie RTP, EPI und Inst ein.
von Dunja Koelwel
Herr v. Hammel-Bonten, jedes Unternehmen hat eine etwas anders gelagerte Innovationskultur. Sie waren unter anderem bei Wirecard, ClickandBuy und Paydirekt. Welche Unterschiede sind Ihnen am meisten aufgefallen?
Ich möchte nicht die Innovationskulturen der unterschiedlichen Unternehmen gegeneinander bewerten, aber bemerkenswert finde ich es grundsätzlich, wenn ein Unternehmen bereit ist, die Realität der Entwicklungen im Markt anzuerkennen, eigene Produkte zu kannibalisieren, um Weg für das Neue zu schaffen. Die Schwierigkeit, Altes, das aktuell noch erfolgreich ist, langsam abzuschneiden und Neues zu machen, was noch ganz Anfang steht, ist ungeheuer schwer. Wichtig ist es, selbst die Veränderung mitzugestalten und Mut und auch Risikobereitschaft zu behalten.Wie ordnen Sie EPI (Wero), RTP etc. ein?
Kurz gefasst: EPI ist ein Zahlungssystem, RTP ist nur ein Messaging Standard.”
Genau genommen wird bei letzterem nur definiert, wie die Zahlungsanforderungen beim Kunden am Bankkonto ankommen. Also nur ein Standard. Die Umsetzung und Einführung in Markt obliegt den Unternehmen und Banken, die teilnehmen wollen.
Wero, von der European Payment Initative (EPI) eingeführt, ist ein Banken-initiiertes Zahlungsverfahren, ein vollwertiges Zahlungssystem (Scheme). Durch den sukzessiven Rollout und Softlaunch wird sich aber ein Netzwerkeffekt erst zeigen, wenn genügend Teilnehmer, Händler und Konsumenten, dabei sind. Wero sehe ich derzeit eher in einer Testphase und es muss sich am Markt beweisen. Das gilt umso mehr für RTP.
Wie sehen Sie das Spannungsfeld Wero, Instant Payment, Open Banking und RTP?
Das ist für Händler ein Minenfeld, weil es schwer zu erkennen ist, was sich durchsetzen wird. Hier kommen Fragen auf wie: Soll man Wero einbauen? Open Banking (mit SEPA Instant Payment)? Oder doch RTP? Welche Schwierigkeit gibt es bei der Zahlungszuverlässigkeit, was ist der richtige Ansatz? Was entspricht meinen Bedürfnissen als Händler und was akzeptieren die Nutzer? Folgende einfache erste Einordung kann vielleicht helfen:
- RTP ist meines Erachtens interessant für Versicherungen und Versorger, die noch keine digitalen Bezahlmethoden anbieten, aber Bezahlungsvorgänge benutzerfreundlich gestalten wollen – als Alternative zur Lastschrift.
- EPI bzw. Wero sehe ich aktuell fokussiert auf den Handel, sprich e-commerce.
- Open Banking eignet sich in allen Bereichen, aber wird insbesondere im Bereich digitaler Produkte und Dienstleistungen von Konsumenten stärker genutzt, da hier der Nachteil des fehlenden Käuferschutz nicht relevant ist: Zahlung gegen sofortige Lieferung.
Aber egal welche Lösung dieser neuen Lösungen man betrachtet: wir sehen ein Revival des Kontos. Bis vor kurzem ging der Trend eher weg vom Konto, hin zu Karten und Wallets. Aber jetzt zeigt sich der Gegentrend, eher wieder zurück zum Konto. Das spielt den Banken in die Tasche und in der Summe ist das auch effizienter. Denn Kern aller Zahlungssysteme ist: Geld läuft zum Schluss immer über Konten. Also warum nicht gleich von Konto zu Konto.dk
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