STUDIEN & UMFRAGEN6. Juni 2017

Modellrechnung zur Google/ Bain&Company-Studie “Die 18-Milliarden-Chance”

Digitalisierung unterstützt die Kommunikation mit dem Kunden und hilft Assekuranzen bei der effizienten Schadensregulierung. Redpixel.pl/Bigstock

Von einer Jahrhundertchance für die Sachversicherungsbranche spricht die Unternehmensberatung Bain & Company. Diese könne in ihrem hart umkämpften Markt die Kosten um insgesamt 14 Milliarden Euro senken und zusätzliche Erträge in Höhe von bis zu 4 Milliarden Euro erzielen.

Die umfassende Modellrechnung der internationalen Managementberatung Bain & Company entstand in Zusammenarbeit mit Google für die Studie „Digitalisierung der Versicherungswirtschaft: Die 18-Milliarden-Chance“.

Bessere Risikoauswahl und Aufdecken von Betrugsfällen

Einsparpotenziale ergeben sich insbesondere in der mit Abstand größten Kostenposition, dem Schadensmanagement – und zwar ohne Einschränkungen für den Kunden. Digitale Technologien ermöglichen eine verstärkte Prävention und bessere Risikoauswahl, gleichzeitig lässt sich die Zahl der Betrugsfälle reduzieren. Zusätzliche Erträge versprechen unter anderem neue Versicherungsthemen wie Cyber-Security, Robotik und Drohnen.

Bain & Company

In den kommenden Jahren können sich die Marktanteile in der Assekuranz erheblich verschieben. Auf der Gewinnerseite stehen diejenigen Versicherer, die ihre Digitalisierung mit aller Entschlossenheit vorantreiben.“

Dr. Henrik Naujoks, Leiter der Bain-Praxisgruppe Financial Services in der
Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika sowie Co-Autor der Studie

Internet der Dinge und virtuelle Realität verändern Geschäft

Im digitalen Zeitalter kommt es dabei für die Sachversicherer darauf an, ihren Blickwinkel aufs Geschäft zu erweitern. Bislang konzentrieren sich viele Anbieter auf die Kundenschnittstelle und auf Innovationen in den Bereichen Operations und IT. Doch ihre volle Wirkung werde die Digitalisierung laut der Studie erst entfalten, wenn die gesamte Wertschöpfungskette und weitere wichtige Technologien einbezogen werden. Dazu zählen das Internet der Dinge und Virtual Reality ebenso wie maschinelles Lernen und Advanced Analytics. So schafft virtuelle Realität beispielsweise völlig neue Möglichkeiten, mit 3D-fähigen Smartphones Schäden exakt aufzunehmen und Unfälle minutiös durch künstliche Intelligenz zu rekonstruieren und zu evaluieren.

Trend: Wer sich tracken lässt, wird billiger versichert

Neben den Versicherungen profitieren vor allem die Kunden von der Digitalisierung. Erste Kfz-Versicherer bieten ihren Kunden bereits Rabatte für Fahrzeuge mit Telematiktechnologie, die das Fahrverhalten analysiert. Insgesamt könnte das Prämienniveau angesichts sinkender Kosten deshalb nachgeben.

Beim Service wird der Mehrwert der Digitalisierung für die Kunden im Alltag deutlich: Unfälle lassen sich binnen Minuten aufnehmen und melden, Wartezeiten bei der Schadensregulierung gehören dadurch der Vergangenheit an. Gleichzeitig können die Sachversicherer ihr Serviceangebot erweitern und beispielsweise mithilfe von 3D-Aufnahmen Hinweise für einen besseren Gebäudeschutz geben. Moderne Datenanalyseverfahren machen es zudem möglich, Policen zu optimieren, indem sie stärker auf den individuellen Bedarf abgestimmt werden. Den Versicherern selbst verschafft das einen finanziellen Spielraum für erforderliche Investitionen.

Die Versicherer sind gut beraten, die Digitalisierung im Sinne ihrer Kunden zu nutzen. Wenn sie ihre Kunden mit Leistung überzeugen, sinkt auch deren Wechselbereitschaft.”

Dr. Florian Mueller, Bain & Company

Dies ist gerade in der Kfz-Versicherung derzeit ein massives Problem, wo es ein regelrechtes Wechselgeschäft aller Beteiligten rund um den Stichtag am 30. November gibt.

Und noch eine zweite Herausforderung lässt sich mit digitalen Technologien meistern: die fehlende Interaktion mit dem Kunden. „Durch unsere Studien zur Kundenloyalität wissen wir, dass die Unzufriedenheit von Kunden steigt, je länger der letzte Kontakt zu ihrer Versicherung zurückliegt“, so Mueller. Digitale Technologien erleichtern Interaktionen und bieten damit immer wieder Anknüpfungspunkte, die Geschäftsbeziehung zu erweitern.tw

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert