STRATEGIE17. April 2023

Sechs Trends für den Karten- und Zahlungsverkehr

Cognizant

Der Markt für Karten- und Zahlungsverkehr ist dynamisch – angetrieben vom Wettbewerb zwischen neuen und etablierten Playern sowie neuen Technologien und Zahlungsmodellen. Sechs Trends werden den Markt mittelfristig besonders prägen. Welche sind das und was bedeuten sie konkret für etablierte Finanzdienstleister, für innovative FinTechs sowie für die Verbraucher?

von Thomas Gassenbauer, Country Manager Switzerland, Board of Directors, Head of Banking & Insurance Central Europe bei Cognizant

Der Zahlungsverkehrsmarkt befindet sich in einem starken Wandel. Neue Unternehmen drängen in den Markt und bringen innovative Technologien und kundenorientierte Ansätze mit sich. Regulierungsbehörden arbeiten daran, den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu verbessern und die Modernisierung voranzutreiben. Der asiatisch-pazifische Raum gilt als Vorreiter während BigTech-Unternehmen und Super-Apps eine immer größere Rolle spielen. Effiziente Zahlungslösungen müssen sich gleichermaßen im virtuellen und physischen Raum bewegen und in die Kundenerfahrung integriert werden.

Trend 1: Diversifizierung des Zahlungsmarktes

Neue Unternehmen drängen in den Markt und erschüttern das Zahlungsverkehrsökosystem mit Technologien und kundenorientierten Ansätzen. Beispiele sind etwa Open Banking, IoT Payments, digitale Buy-Now-Pay-Later-Modelle (BNPL) sowie Request to Pay (R2P). Längst haben Regulierungsbehörden den Wettbewerb eröffnet und Eintrittsbarrieren für neue Marktteilnehmer wie FinTechs und BigTech-Unternehmen wie Apple, Amazon und Google gesenkt. Diese Entwicklung setzt etablierte Banken und Kreditkartenunternehmen zunehmend unter Druck. Die neuen Akteure haben oft agilere Geschäftsmodelle und können Innovationen deutlich schneller einführen als alteingesessene Player.

Trend 2: Grenzübergreifende Zahlungen werden einfacher

Der grenzüberschreitende Zahlungsverkehr, insbesondere im B2B-Bereich, steht vor einem Umbruch. Aktuell sind Zahlungen in grenzüberschreitende Wirtschaftsräume langsam, teuer und weniger transparent als Inlandszahlungen. Regulierungsbehörden arbeiten jedoch bereits an Verbesserungen, um den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr grundsätzlich zu modernisieren. So wird bereits eine Erweiterung des gemeinsamen technischen Standards von ISO 20022 entwickelt, die den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr erheblich verbessern wird. Bis dies allerdings tatsächlich in die Praxis umgesetzt ist, gilt es noch zahlreiche Hindernisse zu überwinden.

Trend 3: Der Wirtschaftsraum Asia Pacific ist Vorreiter

Laut der Cognizant-Analyse “2022 State of Global Payments Industry” wächst der asiatisch-pazifische Zahlungsverkehr jährlich um mehr als 8 Prozent. Das ist ein deutlich stärkeres Wachstum im Vergleich zu anderen Regionen wie dem Nahen Osten, Afrika, Nordamerika und Europa. Westliche Länder fallen zurück, da das Ersetzen ihrer bereits bestehenden Zahlungsverkehrsinfrastrukturen mit hohen Kosten verbunden ist. Weniger entwickelte Länder haben hier einen klaren Vorteil, da sie ohne Altlasten Innovationen schneller umsetzen können. Plattformen wie RuPay in Indien und UnionPay in China erweitern ihre Kapazitäten; manche Länder führen Programme zur Finanzinklusion und Beschleunigung des Zahlungsverkehrs ein. Insgesamt wird das Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum den Markt für Karten- und Zahlungsverkehr weltweit beflügeln.

Autor Thomas Gassenbauer, Cognizant
Thomas Gassenbauer ist Mitglied des Central Europe Leadership Teams von Cognizant und verantwortet dort als Head of Banking & Insurance Central Europe das Geschäftsfeld „Banken und Versicherungen“ sowie als Managing Director Schweiz sämtliche Geschäftsaktivitäten in der Schweiz. Er hat mehr als 30 Jahre Erfahrung in der Beratung in den Bereichen Technologie- und Dienstleistungsvertrieb, Business Process Outsourcing (BPO) sowie IT-Outsourcing (ITO) bis hin zur Servicebereitstellung. Bevor er zu Cognizanz kam, arbeitete er bei IBM und Novartis. Gassenbauer hat einen Master-Abschluss (MA) in Business and Economics an der Universität Basel und ist Absolvent der London Business School sowie des Swiss Finance Institute.

Trend 4: Die BigTechs drängen auf den Markt

BigTech-Unternehmen wie Google, Apple oder Amazon haben Einfluss auf die Zahlungsabwicklung und somit das Potenzial, traditionelle Akteure zu verdrängen. Innovationen wie digitale Geldbörsen (Wallets) verändern die Zahlungsverkehrslandschaft grundlegend: Sie bieten der Kundschaft einfache digitale Zahlungsmöglichkeiten. Traditionelle Player müssen entscheiden, ob sie direkt konkurrieren oder mit den BigTechs partnerschaftlich zusammenarbeiten wollen, um ihre Umsatzkanäle zu erweitern. Gleichzeitig ist es dabei sowohl bei eigenen Entwicklungen als auch in Kooperationen mit den BigTechs unerlässlich, alle Datenschutz- und Privacy-Vorgaben lückenlos zu erfüllen.

Trend 5: Super-Apps gewinnen an Bedeutung

Laut BankMyCell nutzen weltweit fast sieben Milliarden Menschen, also in etwa 86 Prozent der Weltbevölkerung, Smartphones. Die Nachfrage nach mobilen Lösungen, insbesondere im Zahlungsverkehr, steigt daher kontinuierlich. In Asien gewinnen datengesteuerte Super-Apps wie WeChat immer mehr an Einfluss und ermöglichen es Kunden, fast alles per Smartphone zu kaufen oder zu buchen. Unternehmen weltweit versuchen, den Erfolg von Super-Apps mittels einer aggressiven Strategie nachzuahmen. Neben lokal unterschiedlichen Datenschutzanforderungen erschweren jedoch teilweise auch unterschiedliche Bankvorschriften diese Vorhaben und machen eine enge Zusammenarbeit zwischen Regulierungsbehörden und Technologieunternehmen erforderlich.

Trend 6: Transaktionen im virtuellen und physischen Raum

Effiziente Zahlungslösungen müssen Geschwindigkeit, Kosten, Sicherheit und Komfort ausbalancieren und ortsunabhängig nutzbar sein. Die Entwicklung geht dabei von physischen zu virtuellen Räumen. Der Erfolg des künftigen Zahlungsverkehrs besteht darin, dass er optimal in die Customer Journey integriert und für den Kunden quasi unsichtbar wird. Kryptowährungen sind als Alternativen zu Fiat-Währungen in bestimmten Volkswirtschaften beliebt, gelten aber in den meisten entwickelten Volkswirtschaften als Grauzone. Dennoch investieren viele Regierungen weiterhin in digitale Zentralbankwährungen. Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion rund um den Swisscoin in der Schweiz. Aber auch Banken wollen Kryptowährungen vermehrt in ihr Portfolio aufnehmen.pp

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