So investieren die Anleger der Neobroker – und diese Fehler machen sie dabei
Wer sind die Nutzer der Smartphone- und Low-Fee-Broker? Dem ist eine DIW-Studie nachgegangen, bei der Trade Republic Einblick in seine Kundendaten gewährt hat. Deutlich wird: Die Nutzer der Neobroker sind schon ein spezieller Ausschnitt der Bevölkerung und der Anleger. Knapp die Hälfte der Anleger sind Ersttäter – und sie legen im Schnitt 37 Prozent ihres Gesamtvermögens am Kapitalmarkt an. Sieben von zehn Anlegern verfolgen dabei langfristige Anlagestrategien, um für das Alter vorzusorgen. Doch auch wenn etwa 85 Prozent des Vermögens in Aktien und ETFs angelegt werden, sind die (überdurchschnittlich häufig männlichen) Anleger weniger erfolgreich, als sie es sein könnten. Davon sind fast 60 Prozent des Kapitalvermögens in Aktien und 26 Prozent in ETFs angelegt.
Wer nutzt Neobroker und mit welcher Motivation und Intention wird das Geld angelegt? Diesen und weiteren Fragen geht das DIW Econ mit der jetzt vorgelegten Studie „Hype or New Normal? Einblicke in Motivation und Verhalten einer neuen Generation von Anleger:innen“ nach. Dafür hat das Institut die Antworten von über 200.000 Trade-Republic-Nutzern untersucht und ihr Nutzungsverhalten analysiert. Es handelt sich dabei nach Angaben des Anbieters um die weltweit größte umfragebasierte Studie dieser Art mit über 200.000 Teilnehmern zum Anlageverhalten.Die Studie zeigt, dass eine neue Generation von Anlegern entstanden ist, die den Kapitalmarkt entsprechend ihrer Anlagemotivation breit diversifiziert für den langfristigen Vermögensaufbau nutzt.
Die Untersuchungen des DIW Econ zeigen, dass eine neue Generation von Anlegern heranwächst, die einen signifikanten Teil ihres Vermögens am Kapitalmarkt investiert. Dieses Geld wird breit gestreut angelegt mit dem Ziel, langfristig zu sparen. Bemerkenswert ist, dass vor allem junge Menschen an diese Anlageformen herangeführt werden, zum Teil auch Erstanlegerinnen und Erstanleger.“
Prof. Dr. Alexander Kritikos, Ökonom und Senior Research Associate bei DIW Econ
Kritikos spricht von einer neuen Generation Anleger – und macht dabei deutlich, dass nicht ohne Grund die Eskapaden im vergangenen Jahr rund um die Gamestop-Aktie von dieser jungen und risikofreudigen Zielgruppe erfolgten. Dennoch haben offenbar viele Anleger das damit verbundene Risiko unterschätzt. Denn lediglich jeder Zehnte der unerfahrenen Anleger ist zu riskanteren Anlageformen bereit (10,7 Prozent), bei den erfahrenen immerhin annähernd ein Fünftel (19,2 Prozent). Trade Republic ist dabei gewissermaßen die deutsche Blaupause der Robin-Hood-Anleger in den USA – unter anderem. Denn noch konkurriert der Neobroker mit einigen weiteren Diensten von Scalable Capital Broker bis Justtrade und Smartbroker in Deutschland.
Vor allem junge Anleger – und viele Einsteiger an der Börse
Die Studie wurde im Sommer 2021 durchgeführt – und dem DIW Econ standen sämtliche Kundendaten von Trade Republic in anonymisierter Form zur Verfügung. Zusätzlich wurde eine ca. 15-minütige Umfrage an alle Kunden versendet, um mehr über die Anlagemotivation und das Verhalten von Privatanlegern zu erfahren. Die Studie wurde von Trade Republic in Auftrag gegeben, um unabhängig und wissenschaftlich untersuchen zu lassen, wie und warum Menschen heute digital ihr Geld anlegen.
Die Analyse zeigt, wie drängend das Problem der Rentenlücke für viele junge Menschen ist, die einen signifikanten Teil ihres Vermögens am Kapitalmarkt investieren. Sie zeigt darüber hinaus sehr deutlich, dass diese Menschen eigenständig, gut informiert und vor allem langfristig sparen.“
Christian Hecker, Mitgründer von Trade Republic
Immer wieder werde gemutmaßt, dass vor allem junge Menschen ihr Geld blind und riskant anlegen, mit einem hohen Risiko, es zu verlieren. Doch Hecker betont, dass die hier erhobenen Daten das widerlegen. Sieben von zehn Kunden von Trade Republic sind jünger als 35 Jahre – und davon rund die Hälfe ist zwischen 18 und 26 Jahren alt. Und viele davon sind naturgemäß Erstanleger: 47 Prozent der Befragten gaben an, zum ersten Mal am Kapitalmarkt zu investieren. Interessant auch die Motivation der Anleger: Demnach sind 72 Prozent der Nutzer darauf aus, mit ihren Investments einen langfristigen Beitrag zur Altersvorsorge zu leisten und 77 Prozent der Nutzer investieren, weil es aus ihrer Sicht keine andere lukrative Alternative zu sparen gibt. Rund 85 Prozent des Vermögens wird dazu in Aktien und ETFs angelegt, bei Erstanlegern sind es sogar knapp 90 Prozent. Dagegen spielen Derivate, die aufgrund von Hebelwirkungen deutlich riskanter sind als Aktien und ETFs, kaum eine Rolle. Diese machen lediglich 2 Prozent der Portfolios aus, bei Erstanlegern sogar nur 1,2 Prozent.
Gut 7 Prozent durchschnittliche Rendite pro Jahr
Erstanleger investieren damit häufiger in diversifizierte und daher weniger riskante Produkte. Dies wird auch durch die Ergebnisse der Kundenbefragung untermauert, in welcher Erstanleger angeben, dass sie weniger bereit sind, für eine höhere Rendite ein erhöhtes Risiko einzugehen als erfahrene Anleger. So geben mehr als 19 Prozent der erfahrenen Anleger an, eine hohe Risikotoleranz zu haben, während weniger als 11 Prozent der Erstanleger diese Aussage unterstützen.
Dieses Anlageverhalten resultiert in einer guten, aber nicht überragenden Rendite. Im Median erzielten Trade-Republic-Nutzer im Zeitraum von Januar 2019 bis April 2021 eine jährliche Rendite von über 7 Prozent. Wer länger als ein Jahr investiert war, konnte mit einer höheren Rendite (11,1 Prozent) rechnen, was aber angesichts der jeweiligen Chance-Risiko-Verhältnisse wenig aussagt. Insgesamt ist das Ergebnis angesichts der oft zweistelligen Renditen vieler Indizes fast etwas enttäuschend. Viele Anleger investierten der Studie zufolge auch nicht in ETFs, sondern in Einzelwerte (und waren damit demnach oft nicht erfolgreicher als der Markt). – Eine englischsprachige Zusammenfassung der Studie steht zum kostenlosen Download bereit. tw
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