SWIFT startet Pilotprojekt zur Stimmabgabe von Aktionären auf Distributed-Ledger-Basis
SWIFT hat ein Pilotprojekt gestartet, das einen Machbarkeitsnachweis (Proof of Concept) für die Erleichterung der elektronischen Stimmrechtsabgabe von Aktionären erbringen soll. Das E-Voting auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) könnte zu einer einfacheren und preisgünstigeren Einholung der Stimmen von Aktionären bei offiziellen Abstimmungen beitragen. Im Rahmen des Proof of Concept soll untersucht werden, ob und in wieweit DLT hier mehr Effizienz in der Durchführungspraxis von Hauptversammlungen erbringen kann.
SWIFT wird den Proof of Concept im asiatisch-pazifischen Raum gemeinsam mit SLIB, einem führenden Softwareanbieter für Wertpapierdienstleistungen, und der Börse Singapur (Singapore Exchange, SGX) sowie der Deutschen Bank, DBS, HSBC und der Standard Chartered Bank durchführen.Im Rahmen des Test-Szenarios soll untersucht werden, ob und wie Distributed-Ledger-Technologie dazu beitragen kann, die derzeit ineffiziente Durchführungspraxis von Hauptversammlungen und die damit verbundenen, oft zeitaufwändigen und ressourcenintensiven Abstimmungsprozesse zu vereinfachen. Insbesondere die Stimmrechtsvertretung durch Aktionärsgruppierungen und Banken sowie durch KAGs (Proxy Voting) führt oft zu vermeidbarer Komplexität und Fehlern, die durch mehr Transparenz und Automatisierung beseitigt werden könnten.
Neben den genannten Banken, die an der Machbarkeitsstudie mitwirken, sind auch DBS und SGX in Doppelfunktion als Teilnehmer und Emittenten dabei. Die Projektpartner nutzen dabei das SWIFT-Netzwerk und ihre bereits bestehende SWIFT-Infrastruktur mit Schnittstellen für den Zugang zur neuen DLT-basierten Lösung, um ihre Anwendbarkeit zu testen und zu validieren.
Stimmrechtsabgabe in einer privaten Blockchain
Der Machbarkeitsnachweis, der in der ersten Jahreshälfte 2019 durchgeführt wird, zielt darauf ab, den Einsatz einer Lösung für die elektronische Stimmabgabe in Zusammenarbeit mit Emittenten und einer Wertpapiersammelstelle (Central Securities Depositary, CSD) zu erproben, wobei die relevanten Informationen auf einer zugelassenen privaten Blockchain gespeichert und verwaltet werden. Es geht dabei auch um die technische Realisierbarkeit hybrider Lösungen, die die Nachrichtenübermittlung und DLT auf Grundlage des ISO 20022-Standards kombinieren. Dabei soll die Interoperabilität gefördert und eine Marktfragmentierung vermieden werden.
SWIFT will so die eigene Leistungsstärke erproben, Drittanbieteranwendungen in seinem Versuchsumfeld hosten und seine bestehenden Sicherheits- und Schnittstellen-Technologien dabei einsetzen. Letztlich zielt der Machbarkeitsnachweis auch darauf ab, die Vorteile des ISO 20022-Standards bei der Standardisierung von APIs deutlich zu machen, welche die Inhalte von DLT-Datenknoten für Parteien mit direktem Zugriff auf die Datenbank (ledger) freigeben.
Die Wahrnehmung von Aktionärsrechten wird heutzutage oft durch intransparente, komplexe und ineffiziente papierbasierte Prozesse eingeschränkt. Die Weiterentwicklung der Blockchain-Technologie bietet eine Chance, diese Prozesse zu verbessern. Gleichzeitig eröffnet sich für SWIFT die Möglichkeit, die Flexibilität bei der Einführung dieser neuen Technologie zu steigern, indem sie in bestehende SWIFT-Lösungen auf Grundlage des ISO 20022-Standards integriert wird. Dadurch wird das hohe Maß an Sicherheit und Widerstandsfähigkeit erreicht, das unsere Branche benötigt.“
Lisa O’Connor, Managing Director, Securities, Treasury & Standards, Asia Pacific bei SWIFT
Wir sind überzeugt, dass DLT-basierte Lösungen ein großes Potenzial für die Wertpapierdienstleistungsbranche bieten, und wir sind stolz darauf, mit SWIFT, SLIB, SGX und wichtigen Marktteilnehmern bei dem ersten Projekt dieser Art in Singapur zusammenzuarbeiten. Der Austausch von Best Practices und die enge Zusammenarbeit mit den Marktteilnehmern werden es uns ermöglichen, ein effizienteres Ökosystem zu schaffen, von dem die Bankkunden profitieren werden.“
Jeslyn Tan, Global Head of Product Management, Securities Services bei der Deutschen Bank
Es ist in der Tat erstaunlich, dass in einer Branche, in der die Digitalisierung seit Jahren Einzug hält, derartig arbeitsaufwändige Prozesse wie die Verwaltung und Abgabe von Stimmrechten im Zusammenhang mit Aktionärsversammlungen immer noch weitgehend papierbasiert realisiert werden. Das verwundert umso mehr, weil es sich dabei um in ihrer Beschaffenheit automatisierbare Verfahren handelt. Verständlich sind Datenschutz- und Sicherheitsbedenken zwar in der Tat – doch sollte dies kein Hindernis sein, um zeigemäße Prozesse und Workflows zu etablieren. Die Distributed-Ledger-Technologie und die Blockchain generell können gerade hier sinnvoll Anwendung finden, um das Handling der Stimmabgabe zu automatisieren.tw
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