Traxpay-CFO Jochen Siegert: “Langfristig werden Online-Payment-Anbieter die Gewinner sein”
Jochen Siegert ist Gründer, Unternehmer, Vortragsredner und bekannter Mentor im FinTech- und Payment-Business. Er arbeitet seit 20 Jahren im Bereich Digitalprodukte und ist heute CFO von Traxpay, einem “Supply Chain Working Capital”-Anbieter. Im Interview spricht er über Gewinner und Verlierer der Corona-Krise und über die Chancen eines Schubes für die Digitalisierung.
Herr Siegert, gibt es InsurTech und FinTechs, die von der Corona-Krise profitieren?
Als kurzfristiger Trend könnten Lending-Startups profitieren, die für Liquidität sorgen, langfristig ist das sehr schwer zu sagen, dafür ist die Corona-Krise noch zu frisch.Sind InsurTechs und klassische Versicherungen überhaupt von der Krise betroffen? Müssen Sie für große Umsatz-Ausfälle eintreten?
Die Versicherungsseite ist eher nicht betroffen, es gibt zum Beispiel in der Regel keine Haftung für Corona-bedingte Einkunfts-Ausfälle. Eine Ausnahme sind die Betrieblichen Ausfallversicherungen, die zum Beispiel ein Hotel davor absichern, dass Gäste ausbleiben. Hier gibt es Versicherungen, die laut ihren Klauseln zwar Schäden durch SARS, aber nicht durch neue Viren wie Corona absichern.
Sind deutsche Startups im Bereich Zahlungsdienstleistungen besonders stark betroffen?
Siegert: Bei Payment-Anbietern wie zum Beispiel SumUp, die hauptsächlich Bäcker, Taxifahrer und kleine Einzelhändler als Kunden haben, dürften die Umsätze komplett einbrechen. Im Bereich E-Commerce erwarte ich insgesamt eher einen leichten Rückgang, im Bereich Gaming einen Boom. Viele Dienstleister hängen sehr an einem Anbieter. Wenn die Deutsche Bahn weniger Online-Tickets verkauft, leiden Zahlungsdienstleister wie Paydirekt.
Langfristig werden Online-Payment-Anbieter die Gewinner sein, denn viele Kunden werden ihr Zahlungsverhalten nach der Krise beibehalten und nicht mehr ändern.”
Das heißt, der Übergang vom “Alles bar bezahlen” in Deutschland zum kontaktlosen Bezahlen per Karte oder App könnte jetzt beginnen?
Ja, denn die Kunden, die das jetzt in Corona-Zeiten aus hygienischen Gründen machen, werden wahrscheinlich auch danach dabei bleiben und ihr Verhalten nicht ändern.
Normalerweise sinkt die Bargeldquote jedes Jahr um ein bis zwei Prozent, im Lebensmittelhandel sind wir jetzt teilweise bei 50 Prozent, die jetzt per Girocard kontaktlos zahlen. Der Kunde wählt generell das, was am bequemsten für ihn ist.”
Sie schrieben neulich, dass Kontaktsperren und Home-Office sich zu einem großen Digitalisierungsbeschleuniger in jedem Bereich entwickeln würden. Wie arbeiten Sie bei Traxpay in Corona-Zeiten?
Die Hälfte der Mitarbeiter arbeitet eine Woche im Home Office, die andere im Büro. Dann wechseln wir. Viele Banken machen das auch so. Und wir nutzen Videokonferenz-Systeme wie zum Beispiel Zoom. Die Nutzerzahl dieses Anbieters ist explodiert, trotz der Datenschutzmängel-Diskussion.
Herr Siegert, Danke für das Gespräch! hd
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