SECURITY17. Januar 2023

Ungewöhnliche Auflage: Solaris muss bei Neukundengeschäft die BaFin um Erlaubnis fragen

Solaris

Die BaFin nimmt die Solaris, technischer Dienstleister und ausführende Bank für zahlreiche Digitalbanken und FinTechs, stärker an die Leine. Wie das Handelsblatt zuerst berichtet, muss die Finanzaufsicht neuerdings für jeden neuen Kunden – das sind in diesem Fall natürlich Institute und nicht Endkunden – grünes Licht geben. Die Gründe für diese außergewöhnliche Praxis bleiben unklar, verheißen aber wenig Gutes, obwohl man sich die Sache auch schönreden kann.

Der designierte Solaris-Chef Carsten Höltkemeyer (wir berichteten) tritt ein schwieriges Amt an, wenn sein Vorgänger Roland Folz Ende April geht. Er erklärte gegenüber dem Handelsblatt, dass für das Institut derzeit und bis auf Weiteres ein Erlaubnisvorbehalt hinsichtlich neuer Partnerschaften gelte.

Solaris

Wir müssen von der BaFin also grünes Licht bekommen, bevor wir neue Kunden aufnehmen dürfen.”

Carsten Höltkemeyer, designierter CEO bei Solaris

Offenbar geht es der Finanzaufsicht darum, dass Solaris unter Beweis stellt, dass das dahinterstehende Geschäftsmodell schlüssig und die Prozesse solide und im Rahmen gängiger Risiken vertretbar sind.

Der Schritt, der bislang nicht näher begründet oder seitens der BaFin kommuniziert wurde, aber reichlich ungewöhnlich ist, stellt allerdings für das mit rund 1,6 Milliarden Euro bewertete Unternehmen nicht unbedingt eine Einschränkung im Wachstum dar. Denn zum einen stellt Solaris ja bereits für zahlreiche bekannte Start-ups von Penta über Tomorrow bis Vivid den Banking-Rahmen und arbeitet mit Unternehmen von Samsung bei deren Payment-Dienst Samsung Pay über Coinbase bis hin zur Otto-Tochter Grover zusammen. Auch Kooperationen mit dem ADAC und American Express zeigen auf, dass Solaris inzwischen vor allem größere Kunden und weniger die hoffnungsvollen Start-ups im Visier hat. Zum anderen kann Solaris auch weiterhin neue Kooperationen eingehen – nur eben mit der Auflage, dass die BaFin einen Haken dran machen muss.

Hat die BaFin aus dem Fall Wirecard gelernt?

Dass die BaFin die Embedded-Finance-Plattform genauer ins Visier nimmt, kann aber auch einfach mit den Veränderungen nach dem Wirecard-Fall zusammenhängen. Hier hatte die Aufsicht zu spät und nicht intensiv genug hingeschaut und die Blackbox zu lange als solche belassen. Vielleicht ist es also ein gutes Zeichen für die Street Credibility der gesamten Bankenszene, wenn die BaFin hier lieber einmal zu genau hinsieht.

Insofern erklärt auch Höltkemeyer, dass all das der Strategie der Solaris, die eigene Plattform möglichst zuverlässig und sicher zu gestalten, entgegenkommt. Ob man sich damit die Tatsache, dass man an die Leine genommen wird, schönredet oder ob dies in der Branche wirklich eine Art Testsiegel darstellen könnte, das dem Unternehmen sogar Vertrauen bringt, darf freilich diskutiert werden.

Dabei ist aber offenbar noch nicht klar, wie intensiv die BaFin bei Neugeschäft prüfen wird und in welchem Zeitraum sie auf welcher Basis und mit welchen Informationen zu einer Entscheidung kommen will. Also ein Präzedenzfall für alle Beteiligten. Mit den früheren Beschwerden seitens der BaFin, die vor allem mit dem Thema Geldwäsche zu tun hatten, hat der Schritt aber offenbar nichts zu tun. 2022 bestellte die BaFin einen Sonderbeauftragten mit weitreichenden Prüfungskompetenzen.

Nach einem Jahresverlust vor Steuern von 41,3 Millionen Euro im Jahr 2021 will Solaris nach eigenen Angaben schon bald die Profitabilitätsschwelle erreichen. Möglich solle dies durch die Übernahme des britischen Wettbewerbers Contis werden.tw

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