Vier von fünf Banken verlegen Mainframe-Systeme in die Cloud
Die Mainframe-Migration ist ein entscheidendes Element bei der digitalen Transformation, doch der Schlüssel liegt in der Bindung von Talenten und der Bewältigung betrieblicher Komplexitäten. Eine aktuelle Marktanalyse der Unternehmensberatung Accenture hat sich des Phänomens jetzt angenommen.
Viele Banken verabschieden sich von ihrer langjährigen Abhängigkeit von veralteten Mainframe-Technologien, die meist ihre Wurzeln im letzten Jahrhundert haben, und beabsichtigen, einen großen Teil ihrer Kerngeschäftsfunktionen in die Cloud zu verlagern. Die wichtigsten Beweggründe für diese Entwicklung sind die schnelle Einführung neuer Produkte und der Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. Dies geht aus der aktuellen Marktuntersuchung „The great cloud mainframe migration: what banks need to know“ von Accenture hervor, in der 150 Bank-Manager aus 16 Ländern befragt wurden, deren Institute die Migration ihrer Mainframes in die Cloud planen oder bereits begonnen haben.Dabei erklärten vier von fünf Befragten (82 %), dass sie beabsichtigen, mehr als die Hälfte ihres Mainframe-Workloads in die Cloud zu verlegen. Fast jeder Vierte (22 %) erklärt sogar, mehr als drei Viertel der Mainframe-Kapazitäten verlagern zu wollen und die überwiegende Mehrheit will dies in den nächsten zwei bis fünf Jahren erreichen. Dabei haben die meisten Banken damit begonnen, bestimmte Anwendungen in die Cloud zu überführen, doch bei vielen grundlegenden Kerngeschäftsfunktionen wie Kundendaten, Zahlungsverkehr, Anlagen, Risiko und Compliance setzen sie nach wie vor auf ihre bestehende Technologie-Basis.
„Während viele Banken längst die Cloud für die Kundenschnittstelle, etwa mobiles und Online-Banking oder aber für Kommunikationstools wie E-Mail und Videokonferenzen nutzen, verlassen sie sich für ihre Kerngeschäftsfunktionen immer noch auf ihre Altsysteme“, so Christian Tölkes, Leiter des Bereichs Cloud-Strategie und Beratung in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei Accenture.
Die größte Hürde bei der Umstellung sei nach wie vor die Komplexität der Systeme und ihr schieres Alter. Teilweise kommt hier Code zum Einsatz, der schon vor Jahrzehnten geschrieben wurde und der nur noch von wenigen Mitarbeitern verstanden wird.
Angesichts der hohen Betriebskosten, des zunehmenden Betriebsrisikos und der technischen Inflexibilität des Bestandssysteme suchen Finanzinstitute nach Cloud-Lösungen, die ihnen insbesondere dabei helfen, die Ablösung schneller und einfacher zu bewältigen und Innovationen bei Bankprodukten voranzutreiben.“
Christian Tölkes, Leiter des Bereichs Cloud-Strategie DACH Accenture
Großer geschäftlicher Nutzen durch Migration
Der Studie zufolge sehen diese Banken einen starken geschäftlichen Nutzen in der Mainframe-Migration. Vor allem Geschwindigkeit und Flexibilität (43 %), Sicherheit (41 %) und die Möglichkeit, neue Funktionen hinzuzufügen (37 %), sind starke Motivatoren für die Migration in die Cloud. Drei von fünf Führungskräften (62 %) erwarten eine interne Rendite ihrer Investitionen von mehr als zehn Prozent. Mehr als drei Viertel (77 %) gehen davon aus, dass sich die Kosten der Mainframe-Migration innerhalb von 18 Monaten amortisieren werden.
Zu den wichtigsten Herausforderungen im Zusammenhang mit der Mainframe-Migration in die Cloud gehören mögliche Beeinträchtigungen des Geschäftsbetriebs, mangelndes Verständnis für die Funktionsweise der Codes, die Suche nach den richtigen Fachkräften und die Regulierung von Sicherheits- und Compliance-Risiken.
„Banken investieren zwar in junge Talente, aber sie haben Mühe, sie zu halten“, so Tölkes. „Erfolgreiche Institute verändern ihre Kultur, indem sie den Blick nach vorn richten und einen Plan für die in der Zukunft benötigten Fähigkeiten erstellen. Zudem entwickeln sie Strategien für das Recruiting sowie für die Fortbildung und Umschulung ihrer Mitarbeitenden.“ Und Tölkes erklärt:
Einige Banken nutzen externe Talentpools und setzen auf Remote- und Hybrid-Arbeitskräfte, um die Personalherausforderungen zu meistern. Diese Schritte werden entscheidend dazu beitragen, die gesteckten Mainframe-Migrationsziele zu erreichen.“
Christian Tölkes, Leiter des Bereichs Cloud-Strategie DACH Accenture
Public Cloud als bevorzugte Option
Weitere wichtige Erkenntnisse der Marktuntersuchung: Die Banken sehen in der Cloud eine Chance zur Steigerung ihrer Effizienz, da die Kosten für Mainframes steigen. Die überwiegende Mehrheit (91 %) der befragten Führungskräfte gab an, dass die Kosten für die Wartung von Mainframes in den letzten Jahren gestiegen sind. Außerdem erklärten die befragten Führungskräfte aus dem Bankensektor, dass der größte Bedarf im Cybersecurity-Know-how (47 %) und im Wissen über Cloud-Lösungen (46 %) liege – einschließlich der Fähigkeit, cloudbasierte virtuelle Infrastrukturen, Plattformen und Anwendungen für Geschwindigkeit und Flexibilität zu entwickeln.
Außerdem ist die Public Cloud für die Migration von Kernsystemen die bevorzugte Option. Fast zwei Drittel (63 %) der Banken planen, ihre Mainframe-Workloads in Public-Cloud-Umgebungen zu verlagern, die zusätzliche Kosteneffizienz, Flexibilität und eine problemlose Einhaltung gesetzlicher Vorschriften bieten. Etwa ein Drittel (31 %) beabsichtigt, ein hybrides Cloud-Modell zu verwenden und lediglich sechs Prozent wollen eine Private Cloud nutzen. Die Präferenz für die Public Cloud variiert je nach Region: Mit 82 Prozent ist die Migration in die Public Cloud in Nordamerika am höchsten. Es folgen Europa mit 58 Prozent sowie die Wachstumsmärkte (insbesondere Asien) mit 48 Prozent. – Die wichtigsten Erkenntnisse der Analyse finden sich hier. tw
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/140625
Schreiben Sie einen Kommentar