Visa sagt Plaid-Übernahme nach Intervention der Kartellbehörden ab
Visa gibt nun doch angesichts des Drucks der Wettbewerbshüter in den USA nach und hat die Übernahme des FinTechs Plaid abgeblasen. Vor rund einem Jahr hatte Visa erklärt, den Technikdienstleister für 5,3 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 4,3 Milliarden Euro) übernehmen zu wollen. Warum das dennoch kein Beinbruch ist und welcher Plan B dem Kreditkartenunternehmen bleibt.
Der technische Dienstleister Plaid hat sich auf eine Softwarelösung mit einer API spezialisiert, die es Zahlungsapps wie Paypal, Venmo (das ebenfalls zu Paypal gehört) oder Transferwise ermöglicht, mit Bankkonten zu interagieren und diese zu verknüpfen, Zahlungsauslösung zu betreiben und Authentifizierungen auszulösen. Eine Technologie, die gerade für ein Unternehmen wie Visa, das die gesamte Zahlungsinfrastruktur abdecken kann, hilfreich sein kann. Denn in den Industrieländern läuft – anders als in den Emerging Markets – viel über klassische Bankkonten.Zusammenarbeit statt Übernahme: für Visa und Plaid kaum ein Hindernis
Verständlich also, dass Visa eigentlich vorhatte, das 2013 gegründete FinTech Plaid mit Sitz in San Francisco (und Niederlassungen in Kanada, UK, Frankreich, Spanien. Irland und den Niederlanden) zu übernehmen. Doch daraus wird nun nichts. Die US-Kartellbehörden haben dem Kreditkartenriesen einen Riegel vorgeschoben und vor einigen Wochen diesbezüglich Klage eingereicht. Dem Urteil zuvorkommend wird Visa nun auf Plan B umschwenken: eine enge Zusammenarbeit, ohne direkte Übernahme freilich. Wie beide Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss erklärten, habe man davon Abstand genommen, die beiden Unternehmen zusammenzuführen, wolle aber nach den Worten von Plaid-Mitbegründer und -CEO Zach Perret in Zukunft intensiv zusammenarbeiten.
Wir sind zuversichtlich, dass wir uns vor Gericht durchgesetzt hätten, da die Fähigkeiten von Plaid die von Visa ergänzen und nicht konkurrieren. Wir glauben, dass die Kombination von Visa mit Plaid erhebliche Vorteile gebracht hätte, einschließlich größerer Innovation für Entwickler, Finanzinstitute und Verbraucher. Der langwierige und komplexe Rechtsstreit hätte aber wahrscheinlich viel Zeit in Anspruch genommen.“
Al Kelly, Chairman and CEO von Visa
Die US-Kartellbehörden hatten die Befürchtung geäußert, dass durch die Übernahme eine zu große Marktmacht und Vormachtstellung Visas gegenüber anderen Wettbewerbern entstehe. Visa hatte dies zunächst nicht eingesehen und angesichts der Klage noch argumentiert, diese sei juristisch fehlerhaft. Warum man jetzt doch noch eingelenkt hat, ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich hat es aber auch mit der Einsicht zu tun, dass sich die Ziele beider Unternehmen auch ohne die juristisch-offizielle Übernahme realisieren lassen. Denn insbesondere im EU-Raum reicht es – anders als in den USA – ja angesichts der PSD2 und entsprechender API-Einbindung aus, wenn beide Unternehmen in einem Land präsent sind.tw
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