FINTECH: SOFORT GMBH1. August 2016

Vorschlag: Wie deutsche Banken durch smarte FinTech‑Kooperationen den Anschluss schaffen

Georg Schardt ist Managing Director bei Sofort GmbHSofort GmbH
Georg Schardt, Managing Director Sofort GmbHSofort GmbH

Banken dürfen ihren Kunden die Nutzung von Direkt­über­weisungs­verfahren nicht verbieten; das entschied das Bundeskartellamt vor wenigen Wochen (wir berichteten). Insbesondere für die Sofort GmbH ein wichtiges Urteil: sträuben sich einige Banken gegen eine engere Zusammenarbeit mit dem FinTech. Georg Schardt (Managing Director der Sofort GmbH) wirbt um Zusammenarbeit der Banken mit der Sofort GmbH: So könnten Banken den Anschluss im Payment leichter schaffen.

Georg Schardt, Managing Director bei Sofort

Auf Händlerseite braucht es eine breite Basis für ein erfolgreiches Payment:

Um nennenswerte Transaktionsvolumen zu erreichen, müssen Dienstleister auf absehbare Zeit jeden Tag zwischen 50 und 100 neue Online-Händler für sich gewinnen.”

Wer das nicht schafft, wird sich nicht behaupten können. Einfacher für die Banken wäre der Schulterschluss mit Unternehmen der digitalen Wirtschaft. Als „Born Digitals” können sie, was den meisten Banken schwerfällt: Den Online-Verbraucher beim Thema Bezahlung auf die Art und Weise abzuholen, die er bei E-Commerce Geschäften gewohnt ist – sicher, schnell und einfach.

Ein Blick auf den Nachbarmarkt Österreich zeigt, wie erfolgreich eine Annäherung von Banken und FinTechs sein kann. Dort kooperiert die Sofort bereits mit einer Vielzahl an Banken wie dem Österreichischen Raiffeisenverband, der Bawag P.S.K., der Oberbank, der Hypo Tyrol und der BKS. Kooperation bedeutet in diesem Zusammenhang eine gemeinsame Kundenansprache sowie eine aktive Bewerbung der Zahlungsart “Sofort Überweisung” seitens der Banken. In Deutschland ließ sich bisher nur die DKB für eine Kooperation gewinnen. Stellt sich die Frage, welche Vorteile österreichische Banken für sich identifiziert haben, denen die deutsche Kreditwirtschaft nach wie vor kritisch gegenübersteht.

„Anbau statt Neubau”: Existente Synergien smart heben

Viele österreichische Banken setzen beim Online-Payment auf FinTechs wie die SofortBawag P.S.K.
Viele österreichische Banken setzen beim Online-Payment auf FinTechs wie die SofortBawag P.S.K.

Die Digitalisierung geht auch an ihrem Geschäft nicht vorbei, das haben Banken längst erkannt. Für den Verbraucher stehen online eben ganz andere Werte im Vordergrund als beim Besuch in der Filiale. Händler messen den Erfolg einer Zahlungslösung in erster Linie an der Konversionsrate. Hierbei gilt: Je einfacher der Zahlungsprozess, desto höher die Kaufabschlussrate. Bei Sofort zahlen die Kunden mit den gewohnten Online-Banking-Daten, die Eröffnung eines zusätzlichen Kontos ist nicht erforderlich.

Durch geschickte Kooperationen mit E-Commerce-Unternehmen könnte die Bankenbranche dem steigenden „digitalen” Druck auf effiziente Weise begegnen, indem sie sich das Know-how ins eigene Boot holt. Ein mühevoller Aufbau von Expertise in Eigenregie wird umgangen. Hier spielt nicht zuletzt auch das Thema „Talent Management“ eine Rolle, denn klassische Bankenstrukturen sind selten die attraktivste Wahl für junge Fachkräfte mit digitaler Kompetenz. Durch die Kooperation bieten Banken ihren Kunden auf deutlich einfacherem Weg und vor allem ohne lange Vorlaufzeit ein Konto, das sich bei Online-Einkauf direkt mit dem Shop des Händlers verbinden lässt. Das steigert den Wert des Endkundenkontos und verschafft einen Vorteil im Wettbewerb mit anderen Banken.

Wer einen erneuten Blick nach Österreich wirft, erkennt, dass FinTech-affine Banken auch von internationalen Transaktionen profitieren. Schließlich werden Käufe häufig in Online-Shops im Ausland, insbesondere in Deutschland, getätigt. Ähnliches gilt für die Schweiz. So sind beispielsweise die Dienstleistungen von Sofort in 13 Ländern verfügbar und ermöglichen länder- und währungsübergreifende Zahlungen. Österreichische Banken setzen auf diese Kompetenz und profitieren vom Export-Geschäft.

Wachstum in allen Geschäftsbereichen mitnehmen

Abseits des Geschäfts mit Endkunden haben österreichische Banken auch Firmenkunden im Blick, wenn es um die Bereitstellung innovativer Angebote geht. Anders in Deutschland, wo eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Kampmann, Berg & Partner bestätigt: Was das Digitalangebot für Firmenkunden anbelangt, hinken Banken hierzulande hinterher. Nur 57 Prozent der Banken bieten ihren Firmenkunden Services über digitale Kanäle abseits des standardmäßigen E-Mail-Versands an. Dabei wird das B2B-Geschäft zwischen KMUs und Online-Shops verstärkt online – häufig auch mit Hilfe von Direktüberweisungsverfahren – abgewickelt. Im Gegensatz zur Firmenkreditkarte ist die einzige Voraussetzung schließlich etwas, was ohnehin jeder Unternehmer vorzuweisen hat: Ein Bankkonto. Kooperiert die Bank also mit einem Anbieter eines Direktüberweisungsverfahrens, partizipiert sie am B2B-Commerce, bei dem sich durchschnittliche Warenkörbe oft in deutlich höheren Sphären bewegen als beim Endverbraucher-Einkauf im Netz.

Autor Georg Schardt
Georg-Schardt-2013-Sofort-GmbH-516Georg Schardt ist Managing Direc­tor bei der Sofort GmbH. Er ist ver­antwortlich für die Be­rei­che Regulierung, Public Affairs und Bankenkoope­rationen und verfügt über mehr als 25 Jah­re Erfahrung im Be­reich Ver­sandhandel. Vor sei­ner Tätigkeit bei SOFORT war er bei Baur Ver­sand, der Otto Group und Conrad Elec­tronic be­schäftigt. Dort war er zuletzt als Mit­glied der Ge­schäftslei­tung für das Endkun­den­ge­schäft ver­antwortlich.

Zudem sind für die Banken Einzeltransaktionen zwischen KMUs und Online-Händlern nachvollziehbar, geschäftliche Transaktionen werden transparent dargelegt. Die Bank wird mittels smarter FinTech-Kooperation zum integralen Bestandteil der Transaktion und zum aktiven Teilnehmer am B2B-Commerce.

Fazit – Banken sollten sich für Kooperationen entscheiden

Banken, die sich für eine Kooperation mit FinTech-Unternehmen (wie zum Beispiel der Sofort) entscheiden, sind im internationalen Wettbewerb besser aufgestellt und bieten einen effektiven Vorteil für ihre Privat- und Firmenkunden. FinTech-Unternehmen dienen somit als scharfes Schwert im Wettbewerb mit anderen Banken. Sie stellen den Banken ihre Expertise und Dienstleistungen zur Verfügung und öffnen das Tor zum E-Commerce – ein Schritt, den deutsche Banken ohnehin erst viel zu spät gewagt haben. So können Banken gemeinsam mit FinTechs wachsen und gleichzeitig die Zukunft ihres Geschäftsmodells absichern.aj

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