Faktencheck: Wann kommt denn nun Paydirekt?
Was haben Paydirekt, das neue Online Bezahlverfahren der Banken, und Apple gemein? Die Öffentlichkeitsarbeit: Schweigen bis zur Produktpräsentation.
Im Gegensatz zu der straff organisierten Company aus Cupertino ist Paydirekt aber ein Gemeinschaftsprojekt, deren Teilnehmer bei allem Willen zum Erfolg, doch sehr divergierende Interessen haben. Dann gilt der Spruch ein Geheimnis das mehr als zwei Personen teilen, ist keins …
von Rudolf Linsenbarth
So wundert es auch nicht dass immer mal wieder Informationen nach außen dringen, die von den Medien gerne aufgegriffen werden. Das Echo fällt dabei überwiegend negativ aus. Logisch außer ein paar spärlichen Informationsschnipseln, stellen sich nur die Skeptiker den Medien zur Verfügung. Dass die zukünftige Kundschaft, der Handel sich auch nicht euphorisch äußert, kann man unter der Rubrik taktisches Geplänkel im Rahmen der Entgeltverhandlungen einordnen. Bedarf für ein zusätzliches Bezahlverfahren besteht auf jeden Fall.
Am 17.August ist Paydirekt nun in den geschlossenen Benutzertest gestartet
Der Launch Partner ist das Unternehmen D-Living ein Möbel und Life Style Webshop. Zurzeit bietet der Webshop die folgenden Zahlverfahren in dieser Reihenfolge an: PayPal, VISA, MasterCard, Sofortüberweisung, Vorkasse und Finanzierung. Wobei letzteres durch die Commerz Finanz realisiert wird und vorausgewählt ist. Sobald das Projekt in den Friendly User Trial geht, wird hier dann zusätzlich Paydirekt erscheinen.
Bleibt nach wie vor die Frage nach dem Gesamtfahrplan. Fest steht der 3. November als Starttermin für den live Betrieb. Das gilt für alle Banken und auch die Sparkassen. Letztere werden aber nicht in voller Mannschaftsstärke dabei sein. Dazu ist man dann doch wohl zu spät in das Projekt eingestiegen. Das ist zwar unschön aber kein Beinbruch. Spannender ist die Frage welche Händler zum Start dabei sind. Die interessiert wahrscheinlich mehr der Preis, als die Frage ob die Sparkasse Minden Lübecke sofort oder drei Monate später startet.
Bei der Preisgestaltung agieren die Banken unter den strengen Augen des Kartellamtes. Ein Monopol wird die Behörde nicht dulden. Deshalb muss die Entgeltfestlegung in bilateralen Verhandlungen erfolgen. Damit der Prozess aber beherrschbar bleibt, wurden analog zur Giro Card Konzentratoren gebildet. Trotzdem bedeutet das für einen großen Händler oder Handelsverbund, dass er statt einem, nun mehrere Verträge für das gleiche Bezahlverfahren abschließen muss. Für kleinere Händler wird das wahrscheinlich der PSP übernehmen. Die ganze Abstimmung darüber dient jedenfalls nicht der Beschleunigung. Da macht es sich jetzt gut, dass man die Ziele bisher nicht so laut heraus posaunt hat.
Wichtiger als ein dickes Weihnachtsgeschäft, wird nun betont, ist es erst mal Erfahrung zu sammeln. Wachstum und Weiterentwicklung kommt 2016.
Die Banken wollen also vor allem den Fuß in die Tür bekommen. PayPal ist zwar derzeit der unangefochtene Marktführer, aber im Hintergrund bringen sich bereits Mastercard (Masterpass) und VISA (V.me) in Stellung und über allem schwebt bedrohlich Apple.
Paydirekt scheint für die deutschen Banken alternativlos zu sein, um das Bonmot einer deutschen Politikerin zu verwenden. Zumindest ist heute die offizielle Webseite veröffentlicht worden: www.paydirekt.de
Ich gehe jedenfalls fest davon aus, einige meiner Weihnachtseinkäufe mit Paydirekt zu bezahlen. Wenn ich dabei noch einem der Top 50 Webshops lande, hätte ich eine Wette gewonnen!
Update 3.12.2015: Paydirekt startete tatsächlich am 3. November mit der HVB (mehr hier), bis zum Weihnachtsgeschäft werden es aber keine 50 Händler sein. Derzeit sind es fünf Online-Händler, die paydirekt anbieten – davon sind Alternate und Haribo erwähnenswert.aj
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