DK mit GIMB, Paypal, Apple, Google, Amazon, Samsung, Wirecard, Yapital, GFT … die Liste der Wettbewerber im Mobile Payment ist nicht nur unübersichtlich – sie wächst laufend. Doch schon in 2015/2016 wird die Entscheidung fallen. Wie stehen denn nun die Chancen?
Jürschick: Na Ralf, wer macht denn nun das Mobile Payment-Rennen? Ich meine – Otto scheint mit Yapital schwer zu kämpfen und auf der Bildfläche erscheint ein neuer Player nach dem anderen. So richtig überlegt wirkt das alles nicht.
Keuper: Wer als Sieger aus dem Wettrennen hervorgehen wird, kann ich Dir zwar nicht sagen, wohl aber, wer es meiner Ansicht nach nicht sein wird: GIMB und damit die deutschen Banken und Sparkassen. Weit vorne werden Apple, Samsung, Google, PayPal (u.a. mit Venmo und Braintree) und eventuell facebook sein. Wahrscheinlich tauchen aber noch andere Anbieter und Konstellationen, beispielsweise aus dem FinTech-Umfeld (wie Stripe), auf.
Jürschick: Ralf – da halte ich dagegen, das weißt Du. Zwei Argumente: Vertrauen und kritische Masse. Man vertraut Banken eher als FinTechs und die DK hat sicher die kritische Masse.
Keuper: Vertrauen? Das ist im Zuge der Finanzkrise und der nicht abreißenden Meldungen über Skandale, siehe HSBC, zumindest arg ramponiert. Für ihre Rolle als Transaktionsabwickler mag das ja noch in Teilen zutreffen. Apple, PayPal und Amazon haben in diesem Bereich inzwischen eine vergleichbare Reputation. Kritische Masse? Apple mit über 700 Millionen i-Tunes Konten – wenn das keine kritische Masse ist. Es ist genau umgekehrt. Den Banken fehlt im Internet die kritische Masse – facebook, Apple, Alibaba, Tencent – sie alle erreichen ein Vielfaches an Kunden, wie selbst der größten Banken oder Bankengruppen.
Jürschick: Da sagen die Studien aber ganz was anderes. Menschen sei die Sicherheit und das Vertrauen zu den Banken wichtiger als Mobile Payment. Und was die Marktabdeckung angeht: da werden globale Daten mit deutschen Reichweiten vermischt. Oder seit wann hat Deutschland 700 Millionen Einwohner? Aber zeig mir einen Deutschen, der kein Bankkonto hat. Im Gegenzug kann ich Dir ad hoc mindestens 20 Leute zeigen, die weder ein Google, oder Amazon oder was auch immer haben.
Keuper: Es gibt weitere glaubwürdige Studien, die besagen, dass die heranwachsende Generation mit Banken nicht mehr allzu viel im Sinn hat. Smartphones sowie weitere mobile Endgeräte haben auch hierzulande mittlerweile eine hohe Verbreitung; eine ungleich höhere übrigens, als die Zahl der Bankfilialen. Das Bankgeschäft hat sich in weiten Teilen auf das Smartphone verlagert. Hier haben die Anbieter einen enormen Startvorteil, die sowohl Hersteller sind als auch Software und Content im Angebot haben. Kurzum: Die großen Internetkonzerne sind die Gatekeeper, die bestimmen, wer überhaupt noch an der Benutzeroberfläche der Smartphones und Tablet-PCs wahrgenommen wird. Die Kontoführung und die Abwicklung bleiben Banken sowie anderen Anbietern überlassen, das heißt die Banken werden ins Back End abgedrängt. Wir haben es hier eben nicht nur mit einer fortschreitenden Digitalisierung, sondern auch mit einer wachsenden Medialisierung im Banking zu tun. Hier gelten andere Regeln.
Jürschick: Auch die heranwachsende Generation wird irgendwann bauen wollen – und eine Baufinanzierung macht man nun wirklich nicht im Internet – da haben Banken schon Erfahrung gesammelt. Und den Vor-Ort-Zugang zum Kunden haben immer noch die Filialen – nicht Google. Zugegeben – nicht mehr in jedem Dorf, aber selbst in kleineren Städten gibt es noch mindestens ein halbes Dutzend Filialen. Ich glaube da werden wir einen Service-Zuwachs und spannende Shop-in-Shop-Lösungen sehen. Aber zurück zum Thema: Wer die Kunden mit komplexen Produkten hat, bei dem bleiben sie – gerade die Deutschen Kunden, die doch sehr treu sind. Und damit sind wir wieder doch wieder bei der DK-Lösung GIMB.
Keuper: Google hat erst vor wenigen Tagen bestätigt, eine Mobile Payment – Lösung bzw. ein auf Open Api basierendes Framework in den Markt zu bringen. Kurz zuvor gab Samsung bekannt, ebenfalls in das Geschäft einzusteigen. Gerade im Bereich Baufinanzierung verstärken Google, Alibaba und weitere Anbieter, wie FinTech-Startups, ihre Aktivitäten, unter anderem, indem sie Immobilien-Portale erwerben bzw. aufbauen. Selbst das Investmentbanking ist nicht mehr vor Konkurrenz aus dem Netz sicher. Die Zahl der Bankfilialen in Deutschland ist stark rückläufig. In Afrika, wo das mobile Bezahlen schon weit verbreitet ist, benötigt man sie ohnehin kaum noch. So komplex ist die durchschnittliche Baufinanzierung wahrlich nicht, als dass sie sich nicht weitgehend automatisieren ließe. Wer hat denn die Geo-Daten? Doch wohl Google mit Google Maps. Wer verfügt über die ausgereiftesten Algorithmen? Die Banken oder Google?Noch einmal: Die Filialen haben sich ins Netz, auf die Smartphones verlagert. Wenn, so werden sie künftig nur noch für ganz bestimmte Geschäfte benötigt. Für das Massengeschäft, und dazu zählen auch Baufinanzierungen, braucht man Banken und Filialen künftig nur noch in weit geringerem Ausmaß als heute. Speziell zur Baufinanzierung: Die Bank ist darauf bestrebt, den Kunden das für sie einträglichste Angebot zu machen, woraus sie ihre diversen Unkosten und Fixkosten bezahlen können. Diese Kosten fallen, in diesem Umfang jedenfalls, bei den Vermittlern im Internet nicht an. Hier ist die Auswahl schlicht größer. Wer hier als Bank mit seinem Angebot durchfällt, erscheint schlicht nicht mehr auf der Benutzeroberfläche. Zu den wenigen Lichtblicken zählen für mich die Plattformen
Genopace und
George. Dennoch: Im Netz regieren andere, da helfen keine Filialen in der Fläche mehr. Die Zeiten sind vorbei. Es gibt reichlich Alternativen. So oder so: Die DK-Lösung kommt zu spät. Selbst, wenn es schon morgen wäre.
Jürschick: Da sprichst Du einen wichtigen Punkt an, der gerade der DK in die Hände spielen wird: Chaos im Markt. Es gibt zu viele Anbieter, zu viel Wettbewerber. Da wird sich keiner durchsetzen können. In Afrika ist das anders. In Europa werden wir über eine lange Zeit ein Hauen und Stechen erleben. Das wird wie damals beim Video-Standard: VHS, Video 2000 und Betamax werden. Am Ende hat es eine Schlüsselindustrie entschieden. Die Schlüsselindustrie im Mobile Payment sind die Banken und deshalb wird die DK punkten – nachdem alle anderen sich gegenseitig aufgehalten haben.
Keuper: Auch die DK-Lösung würde das Chaos nur ergänzen, zumal bis zu diesem Zeitpunkt die erste Konsolidierung erfolgt sein dürfte. Erst gestern hat PayPal den
Kauf von Paydiant bekannt gegeben. Damit hat PayPal die große Chance, einer der großen Anbieter zu werden, auch in Deutschland. Auch Yapital würde ich noch nicht abschreiben. iTunes ist in Deutschland bereits weit verbreitet und akzeptiert. In den USA versuchen die großen Banken gar nicht, in Konkurrenz mit Apple und Samsung zu treten, sondern gehen Kooperationen ein.
Und in Deutschland wollen die Banken eine eigene Lösung anbieten, die zum Zeitpunkt ihres Marktgangs schon nicht mehr “State of the art” sein dürfte?
Nein – die Zeit rennt ihnen davon. Zu spät. Da hilft auch kein Chaos.
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