Wincor-Nixdorf: Umsatz-Plus bei Banking, Minus bei Retail, Richtungswechsel zu mehr Software
Wincor Nixdorf ist in schwierigem Fahrwasser (wir berichteten). Nun liegen die Zahlen des letzten Quartals auf dem Tisch. Das Ergebnis ist wie erwartet: Das Quartalsergebnis von 20 Mio.€ wurde durch Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 27 Mio.€ in ein Minus von 7 Mio. € gedreht. Wichtiger ist aber: Wincor-Nixdorf will mit aller Kraft die Digitalisierung in Retailbanking und Handel vorantreiben – und das Geschäft mit Banken laufe gut.
Mit dem Restrukturierungsprogramm verfolge Wincor Nixdorf vorrangig zwei Ziele: Zum einen eine Fokussierung auf Software und IT-Services – Thema: Digitalisierung im Retailbanking. Zum anderen soll durch “eine Neu-Dimensionierung der Wertschöpfungstiefe” Gewinne erzielt werden – eine Umschreibung für Gesundschrumpfen und Personalabbau im Hardware-Bereich.Insgesamt ist das von uns eingeleitete Restrukturierungsprogramm gut gestartet. Es wird mit Nachdruck umgesetzt und zeigt bereits greifbare erste Resultate.”
Eckard Heidloff, Vorstandsvorsitzender Wincor Nixdorf
Heidloff betont, das mit dem Umbau auch “eine eigenständige Entwicklung von Wincor Nixdorf sichergestellt werde” und tritt damit Übernahme-Gerüchten entgegen, die Wincor Nixdorf gerne aus der Welt sähe. „Das Thema Industriekonsolidierungen wird nun schon seit Jahren diskutiert. Ich werde es mit Stellungnahmen von unserer Seite nicht mehr anheizen.“Konzernumbau in sieben Schritten
Der Umbau von Wincor Nixdorf bestehe aus sieben Punkten:
1. Beschleunigung des Wachstums im Geschäft mit Software und Dienstleistungen
2. Recruiting von Software-Entwicklern/ Verdopplung der Software-Entwickler (ggü. heute)
3.Umbau des weltweiten Vertriebs
4. Personalabbau im Vertrieb (vermutlich im Bereich Hardware)
5. Verdopplung der Software-Spezialisten im Vertrieb (ggü. heute)
6. Ausbau der osteuropäischen Nearshoring-Standorte für Professional Services
7. Verlagerung von Arbeitsplätzen von westeuropäischen an osteuropäische Standorte.
Schmerzhaftes Sparprogramm im Bereich Hardware
Besonders harte Einschnitte gibt es bei Hardware. So sollen zum Beispiel in Zukunft Zulieferer für Komponenten und Modulen aus “Ländern mit niedrigeren Kostenstrukturen” eingesetzt werden. Außerdem ist offenbar auch Produktions-Outsourcing im Gespräch (“Verringerung der eigenen Fertigungstiefe”). Daraus folgen deutliche Entlassungen im Hardware-Bereich. Damit sei bereits begonnen worden. Wie sich beide Maßnahmen auf die Qualität der Produkte auswirken wird bleibt abzuwarten.
Wachstum in Asien/Pazifik/Afrika – Rückgang in Deutschland und Europa
Im Segment Banking stiegen die Umsatzerlöse in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2014/2015 um 1 % auf 1.149 Mio. € (1.137 Mio. €). Im dritten Quartal nahm der Umsatz um 2 % zu. Das EBITA des Segments Banking sank in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 59 % auf 26 Mio. € (63 Mio. €). Der Umsatz des Segments Retail sank in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 7 % auf 619 Mio. € (666 Mio. €). Das EBITA des Segments Retail erreichte im Berichtszeitraum 14 Mio. € (29 Mio. €) und lag damit 52 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres.
In Deutschland sanken die Umsatzerlöse in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 6 % gegenüber dem Vorjahreswert und erreichten 404 Mio. € (432 Mio. €). Deutschland trug mit 23 % (24 %) zum Gesamtumsatz des Konzerns bei.
In der Region Europa (ohne Deutschland) reduzierte sich der Umsatz in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 3 % auf 817 Mio. € (843 Mio. €). Die Region Europa erbrachte mit 46 % (47 %) den größten Anteil am Gesamtumsatz des Konzerns.
Die Umsatzerlöse in der Region Asien/Pazifik/Afrika konnten in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 9 % auf 346 Mio. € (317 Mio. €) gesteigert werden. Der Anteil der Region Asien/Pazifik/Afrika am Gesamtumsatz des Konzerns stieg dadurch auf 20 % (17 %). In der Region Amerika sanken die Umsatzerlöse auf Basis lokaler Währungen in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres um 15%. Umgerechnet in Euro war dies ein Rückgang um 5 % auf 201 Mio. € (211 Mio. €). Damit belief sich der Anteil der Region Amerika am Gesamtumsatz des Konzerns auf 11 % (12 %).
Anteil des Software-/Services-Geschäft wächst
In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres nahmen die Umsatzerlöse aus dem Hardware-Geschäft verglichen mit dem Vorjahreswert um 12 % auf 726 Mio. € (822 Mio. €) ab. Die Umsatzerlöse aus dem Software/Services-Geschäft stiegen um 6 % auf 1.042 Mio. € (981 Mio. €). Der Anteil der Umsatzerlöse aus dem Hardware-Geschäft am Gesamtumsatz sank im Berichtszeitraum auf 41 % (46 %). Entsprechend erhöhte sich der Anteil der Umsatzerlöse aus dem Software/Services-Geschäft auf 59 % (54 %).aj
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