Wincor Nixdorf: Mehr Software, mehr IT-Services, mehr bargeldlos – plus Umbau von 1.100 Arbeitsplätzen
Mit einem auf fünf Jahre ausgelegten Restrukturierungsprogramm (Umbau in Richtung Software/IT-Services und Ab- plus Aufbau von 1.100 Arbeitsplätzen) will die Wincor-Nixdorf-Führung das Unternehmen wieder über einen Gewinn von “nur” 47 Mio. € bringen. Ziel sei es, im Geschäftsjahr 2017/2018 einen zusätzlichen positiven jährlichen Ergebniseffekt von 120 Mio. € zu erreichen, der die zusätzlich notwendigen Aufwände von ebenfalls insgesamt 120 Mio. € decken soll.
Wir wollen die Marktpotenziale bei Software und IT-Services noch besser ausschöpfen und zugleich unser Hardware-Geschäft kosteneffizienter machen“
Eckard Heidloff, Vorstandsvorsitzender Wincor Nixdorf
Der Restrukturierungs-Plan in sieben Schritten
1. Deutliche Beschleunigung des Wachstums im Geschäft mit Software und damit verbundenen Dienstleistungen (Professional Services)
2. Ausbau von anspruchsvollen IT-Services zur Betriebsführung wie Managed Services und Outsourcing
3. Grundlegende Neujustierung der Hardware-Strategie
4. Verselbständigung der Unternehmenseinheit für Bargeldloses Bezahlen
5. Programm zur Preisoptimierung
6. Straffung der Verwaltungskosten
7. Organisatorische Unterstützung zur Umsetzung der Veränderungen.
Digitalisierung bei Banken und Handel erzeugt Veränderungsdruck
Die Digitalisierung bei Banken und Handelsunternehmen erzeugt eine Veränderungsdynamik, bei der Software und anspruchsvolle Service-Leistungen eine wesentliche Rolle spielen und Wachstumschancen für Wincor Nixdorf eröffnen. Die Leitung des Unternehmens will den Umbau in Richtung eines margenattraktiven Software- und IT-Services-Unternehmens betreiben. “Zugleich wird das Hardware-Geschäft mit Blick auf die Wertschöpfungstiefen bei der Entwicklung sowie der weltweiten Fertigungs- und Lieferkette neu dimensioniert, womit sich auch deutliche Kapazitätsanpassungen verbinden werden.” – will heißen: Wincor Nixdorf möchte mit weniger verkauften Geräten bessere Margen erzielen.
Ziel: Verdoppelung der Software-Umsätze in fünf Jahren – dort Arbeitsplatzaufbau
Der Umbau soll unter anderem mit Zukäufen im Software-Geschäft erfolgen. Insgesamt wird das Ziel einer Verdopplung der Software-Umsätze innerhalb von fünf Jahren angestrebt (600 Mio. € in 2017/2018). Das Services-Geschäft muss Kosteneffizienter werden und Wincor Nixdorf will vor allem in den bereichen “Managed Services” und “Outsourcing” wachsen.
Weniger Hardware – dort “Freisetzungen” und Outsourcing von Arbeitsplätzen
Das Hardware-Geschäft bleibt weiterhin eine wichtige Säule; allerdings werden die Kapazitäten zurückgefahren. Im Zuge der Umsetzung des Programms erfolgt eine Reduzierung der derzeitigen Belegschaft um rund 1.100 Mitarbeiter (12%) über die nächsten drei Jahre. Davon sind etwa 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland sowie 250 in weiteren europäischen Ländern betroffen. Geplant sind Freisetzungen sowie Übertragungen in Outsourcing-Arbeitsverhältnisse. Wincor Nixdorf ist nach eigenen Angaben sehr daran interessiert, sozialverträgliche Lösungen zu finden. Betriebsbedingte Kündigungen sind aber nicht auszuschließen. Zurzeit finden Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen statt.
Dem konzernweiten Abbau von Mitarbeitern steht in den kommenden Jahren eine Erhöhung des Personals auf den Wachstumsgebieten Software und IT-Services gegenüber, so dass sich per saldo ein Umbau der Belegschaftsstruktur von Wincor Nixdorf ergeben wird. Oder anders formuliert: Der Aufbau findet in etwa gleicher Größenordnung statt, wenngleich auch in möglicherweise anderen Funktionen und anderer regionaler Verteilung.
Vision: Bargeldlose Bezahlverfahren soll eigenständiges FinTech werden
Als weitere strategische Maßnahme wird das erfolgreiche Geschäftsgebiet „Bargeldlose Bezahlverfahren“, das seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2014/2015 auf 50 Mio. € erhöht, über einen Carve-out verselbständigt. Intention ist es, dem jungen Unternehmen einen Start-up-Charakter mit entsprechendem Freiraum zu verschaffen. Dieser kann zum Beispiel dazu dienen, Partnerschaften oder Kooperationen im Payment Markt einzugehen oder Beteiligungen zu ermöglichen.
Wechsel an der Banking-Spitze
Zum 30. April 2015 wird Vorstandsmitglied Jens Bohlen, wie es heißt im gegenseitigen Einvernehmen, aus dem Unternehmen ausscheiden. Grund für diesen Schritt sind unterschiedliche Auffassungen zur weiteren strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Jens Bohlen war seit 2006 bei Wincor Nixdorf und wurde zum 1. Januar 2013 in den Vorstand der Wincor Nixdorf berufen. Mit dem Ausscheiden von Jens Bohlen wird sich ein Wechsel bei der Verantwortung für das weltweite Banking-Geschäft von Wincor Nixdorf vollziehen. Die Verantwortung für das weltweite Geschäft mit Banken übernimmt zum 1. Mai 2015 Christian Weißer(49), der zum Bereichsvorstand ernannt wird und zuletzt das Banking-Geschäft des Unternehmens in Europa leitete. Christian Weißer leitet seit Februar 2014 das Banking-Geschäft des Unternehmens in Europa. Er trat bereits 1986 in das Wincor Nixdorf-Vorgängerunternehmen, die Nixdorf Computer AG, ein. Seitdem hatte er unterschiedliche Positionen in Marketing und Vertrieb inne, unter anderem in den Landesgesellschaften Malaysia, Singapur und Österreich. Der Vorstand der Wincor Nixdorf AG verkleinert sich damit bis auf weiteres auf drei Mitglieder.
Der aktuelle Ausblick
Für das laufende Geschäftsjahr 2014/2015 geht Wincor Nixdorf jetzt von einem Umsatzvolumen aus, das um 3 bis 5% unter dem des Vorjahres liegt. Das EBITA vor Restrukturierungsmaßnahmen wird mit 100 Mio. € erwartet. Da zusätzlich Kosten in Höhe von 80 Mio. € anfallen, rechnet Wincor Nixdorf mit einem EBITA nach Restrukturierungsaufwendungen in Höhe von 20 Mio. €.aj
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