moneymeets will das Provisionsabgabeverbot kippen
Ob im E-Commerce, Mobile-Payment oder Crowdinvesting – Startups fordern die klassischen Banken reihenweise heraus. Manche der Startups könnten tatsächlich eine seriöse Alternative zu den klassischen Banken werden, sagt moneymeets – ein Handelsportal für Fonds und Versicherungen – und selber ein FinTech. Nun stürmt moneymeets los, um das Provisionsabgabeverbot zu kippen und zahlt schon heute Teile der Provision an Kunden aus.
Mit dem Online-Portal will moneymeets ein „Social Network“ mit eigenem Marktplatz für Finanzthemen aufbauen. Auf der Plattform soll der Kunde “von dem Wissen und den Erfahrungen anderer Anleger profitieren und innovative Tools nutzen, um seine eigenen Finanzentscheidungen zu verbessern”. Das Besondere an moneymeets: Das Portal legt sämtliche Provisionen für Finanz- und Versicherungsprodukte offen und zahlt seinen Mitgliedern Teile der Provisionen zurück. Und stemmt sich damit gegen eine der tragenden Säulen der Versicherungsberatung: dem Provisionsabgabeverbot, das die Grundlage des Versicherungsvertriebs ist. Wir haben bei Johannes Cremer, dem moneymeets Geschäftsführer nachgefragt.Herr Cremer, das Provisionsabgabeverbot ist geltendes Recht. Wollen Sie mit moneymeets tatsächlich gegen Gesetze verstoßen?
Cremer: Nach allem was wir geprüft haben, ist das Provisionsabgabeverbot u.a. verfassungswidrig und nicht mit EU-Recht konform. Zudem läuft es auch allen Verbraucherinteressen nach Transparenz über Vergütungen und der Verfügungsmöglichkeit über Vergütungen entgegen.
Was nichts dran ändert, das es ein gültiges Gesetz ist.
Cremer: Die Bafin hat bereits 2013 vom Gesetzgeber die Modifikation, alternativ die Abschaffung des Verbotes gefordert.
Und Sie zahlen heute schon Teile der Provision an Ihre Kunden aus?
Cremer: Ja, wir zahlen Teile der Provisionen aus. Nach sorgfältiger Abwägung aller Interessen haben wir bewusst für den Weg zu mehr Transparenz und Verbraucherfreundlichkeit entschieden. Man könnte aus dem Auftragsrecht sogar den Umkehrschluss ziehen, dass ein Makler seinen Kunden gegenüber alle erhaltenen Provisionen offenlegen muss und sich vom Kunden das Einverständnis einholen muss, dass er die Provisionen einbehalten darf. Bei Kapitalanlagen wie Investmentfonds ist das längst gängige Praxis.
Nun hat der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler mit einer umfangreichen Stellungnahme ziemlich deutlich gemacht (Stellungnahme der IGVM als PDF), dass er die Abschaffung oder das Unterlaufen des Provisonsabgabeverbots nicht hinnehmen wird.
Cremer: Der Klage des IGVM sehen wir gelassen entgegen und werden unsere Rechtsauffassung vor Gericht sehr gut begründen. Das Verhalten des IGVM ist, wenn man es bildlich betrachtet, wie eine fiktive Forderung des stationären Einzelhandels an den Gesetzgeber, gleiche Preise für alle Marktteilnehmer, stationär und online zum Schutz des stationären Handels einzuführen. Es geht hier also um mehr, nämlich um den Wandel von der Offline- zur Online-Welt, die natürlich schmerzhaft für alle Marktteilnehmer ist, die sich nicht an veränderte Kundengewohnheiten anpassen können oder wollen.
Und wie wollen Sie Ihre Position begründen?
Cremer: Bei Kapitalanlagen müssen alle Provisionen, ob Abschlussprovisionen oder bislang versteckte Innenprovisionen im Vorfeld und im Nachhinein dem Kunden gegenüber offengelegt werden und sie stehen dem Kunden zu, nicht dem Vermittler. Der Kunde verfügt über die Provisionen i.d.R. durch Abtretung der Ansprüche an die Bank oder den Vermittler – nachdem er die genaue Höhe kennt. Da kann es bei anderen Finanzprodukten wie Versicherungen keine Ausnahmen geben.
Das Finanzportal moneymeets:
Finanzberatung in Eigenregie
Das Finanzportal moneymeets wurde bereits 2012 gegründet. Mit dem aktuellen Facelift bzw. Relaunch wurden die Strukturen überarbeitet – und sollen nun übersichtlicher sein. Zudem wurden neue Features integriert. Das Community-System soll nun ebenfalls besser „seine Kunden bei der Verbesserung ihrer Finanzen zu unterstützen“,so Dieter Fromm, zweiter Geschäftsführer von moneymeets. Aus diesem Grund habe das Kölner FinTech-Unternehmen die unterschiedlichsten Finanzdaten auf der moneymeets-Plattform unter dem Punkt „Meine Übersicht“ zusammengefasst. Durch eine Importfunktion sollen die Kunden ihre Konten, Depots, Versicherungen und weiteren Vermögensgegenstände in einer einzigen Übersicht bequem vor Augen haben. Der eigentliche Clou des Portals: Durch Schwarmintelligenz (also dem Wissen der vielen Nutzer im Portal) soll der Kunde die beste Strategie finden, um seine persönlichen Ziele zu erreichen.
moneymeets bezeichnet sich selbst als “das erste soziale Netzwerk mit Marktplatz für Finanzprodukte/-themen im deutschsprachigen Raum” und will eine echte Alternative zur herkömmlichen Bank- und Versicherungsberatung bieten. Das Ziel von moneymeets sei, verkrustete Banken- und Versicherungsstrukturen aufzubrechen zugunsten transparenter, preiswerter, übersichtlicher und flexibler Finanzentscheidungen. Seit 2014 ist Dieter von Holtzbrinck Ventures bei moneymeets investiert. Damit weiß das FinTech die Zeitschriften „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“ und „Tagesspiegel“ hinter sich.aj
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