Yomo, was nun? Interview mit Joachim Hunold von der Sparkasse Paderborn Detmold
Yomo, das mobile Smartphone-Konto, welches die Sparkassen beim Kampf um die Millennials unterstützen soll, befindet sich gerade in schwierigem Gewässer. Kritik am Produkt und immer mehr Wettbewerb in diesem Marktsegment, zuletzt sogar von einer anderen Sparkasse, bringen das Projekt in Bedrängnis. Wie sich diese Probleme aus Sicht von yomo darstellen, erläutert Joachim Hunold, Direktor Vorstandsstab der Sparkasse Paderborn Detmold.
von Rudolf Linsenbarth
Die teilnehmenden Sparkassen sind mit yomo einen ganz neuen Weg gegangen und haben schon in einer sehr frühen Phase den Kunden Einblick in den Stand der Entwicklung gegeben.Herr Hunold, jetzt hat es vermehrt heftige Kritik am Produkt gegeben. Hat man die Nutzer zu früh an die App gelassen?
Der frühe Einbezug der Kunden war beabsichtigt, denn wir wollen dieses Produkt gemeinsam mit den Kunden entwickeln. Dieser Ansatz des direkten und unmittelbaren Kundeneinbezugs ist nicht nur für die beteiligten Sparkassen einmalig, sondern auch für die Branche völlig neu. Die Kritik am Zeitpunkt ist nachvollziehbar, wenn man sich den Kreis der Kritiker anschaut. Das sind aber eben noch nicht die Nutzer der avisierten Zielgruppe, sondern neben Experten viele Beta-User ‘vom Fach’ oder aus der Gruppe.
yomo muss liefern und wird das auch tun, dann wird sich entscheiden, ob es gelingt, dieses innovative Produkt in der stark zergliederten SKO erfolgreich zu positionieren. Ich bin sehr zuversichtlich.”
Ein weiterer Kritikpunkt ist der langsame Fortschritt bei der Produktentwicklung. Woran hakt es da, sind die Abstimmungsprozesse zwischen den teilnehmenden Banken zu aufwändig?
Die Schwächen liegen auf der Hand.
yomo ist strategisch zur Kontoanlage in jeder einzelnen Sparkasse konzipiert. Jede Sparkasse ist als selbstständiges Institut für Themen wie Bankfachlichkeit, Risikobereitschaft, Innovationskraft etc. verantwortlich.”
Daneben gibt es über die verschiedenen ‘Dach-Organisationen’ etablierte Entscheidungsstrukturen. Der Gesprächsbedarf ist hoch, auch weil viele Punkte zunächst noch erarbeitet werden müssen. Aber wir sind auf einem guten Weg – Hektik wäre kontraproduktiv.
Wie wird yomo in Zukunft positioniert werden? Ist es ein Kontomodell, welches eine Bank einfach haben muss, oder werden die einzelnen Sparkassen das auch aktiv bewerben und auch gegeneinander mit unterschiedlichen Konditionen in Stellung bringen?
yomo ist mehr als ein Kontomodell. yomo richtet sich an eine Zielgruppe der Digital-affinen, die eine andere Erwartung ans Banking haben, als andere Kundengruppen.
Daher ist es für jede Sparkasse eine wichtige strategische Entscheidung, Mithilfe von yomo Zugang zu dieser Zielgruppe zu erhalten.”
Während der Kern von yomo keinen Grundpreis haben wird, verantwortet jede Sparkasse die Konditionen ihrer sonstigen Leistungen. Wir Sparkassen sind halt keine zentral geführte Holding…
In Zukunft sollen auch weiteren Sparkassen die Möglichkeit erhalten, sich bei yomo zu beteiligen. Werden diese dann gleichberechtigt in den Kreis der Gesellschafter aufgenommen oder können sie nur eine Lizenz erwerben?
yomo ist bewusst strategisch als Produkt für jede Sparkasse der gesamten Gruppe konzipiert. Interessierte Sparkassen werden Gelegenheit bekommen, yomo in ihren Produktkatalog aufzunehmen. Auch wenn der Plan noch nicht final steht, soll dies einfach, schnell und günstig geschehen.”
Eine Position als Gesellschafter wäre damit nur schwer vereinbar.
Einige Funktionen bei yomo sind komplett neu entwickelt worden, obwohl die beauftragte Star Finanz so etwas bereits in der Schublade haben müsste. Das Ergebnis ist dadurch nicht zwingend besser geworden. Standen für die Wiederverwendung bestehender Funktionen lizenzrechtliche Probleme im Weg?
Ich bin als Banker sicher nicht der Richtige, um diese Details minutiös erklären zu können. Der wesentliche Unterschied ist aber, dass yomo ausschließlich und abschließend über die App funktioniert. Das macht für jedes bekannte Feature eine neue technologische Herausforderung.
Der Kreis der Smartphone-Only Banken wächst rasant, N26, Fidor, Bankomo und jetzt auch noch die 1822 MOBILE von einer Sparkasse. Alle diese Wettbewerber müssen sich nicht in einem großen Gesellschafterkreis miteinander abstimmen. Wie will man bei yomo dagegen punkten?
yomo wird mit der Kraft der gesamten SKO entwickelt. Darin liegt eine Chance. Die Markenstärke der SKO ist immens.
Wenn es uns gelingt, ein attraktives Produkt in der Zielgruppe zu positionieren, dann mache ich mir um die Wettbewerber keine großen Sorgen.”
Der Passwort Reset Mechanismus mit einer vollen Personalausweis-Legitimation, die übrigens auch bei einem Gerätewechsel notwendig ist, erscheint für diesen Anwendungsfall doch sehr sperrig und sehr teuer für yomo. Wird das bis zum Produktstart geändert?
Nein.”
Wann denken Sie, wird yomo die Beta-Phase verlassen und allen Kunden zur Verfügung stehen?
Ich rechne mit einem Marktstart in 2018. Bis dahin wird es uns gelungen sein, das Produkt über die Beta mit der Kundengruppe auf Herz und Nieren zu testen und nach innen alle notwendigen Gespräche mit außerhalb des Projekts aber relevanten Playern in der Gruppe zu führen. Wir sind unterwegs.
Herr Hunold, vielen herzlichen Dank für das Gespräch!Rudolf Linsenbarth
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