ANWENDUNG28. November 2024

Ernüchterndes Zwischenfazit: 10 Jahre Single Supervisory Mechanism (SSM)

Bankenverband und KPMG

Im Jahr 2024 feiert der Single Supervisory Mechanism (SSM) sein zehnjähriges Bestehen. Anlässlich dieses Jubiläums haben der Bundesverband deutscher Banken, KPMG Deutschland und das Center for Financial Studies der Goethe-Universität Frankfurt eine Befragung unter 31 europäischen Banken durchgeführt, die der SSM-Aufsicht unterliegen. Die Ergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild: Einerseits wird die höhere Qualität der Aufsicht gewürdigt, andererseits gibt es deutliche Kritik an der Komplexität und dem Kostenaufwand.

Die Studie zeigt, dass eine Mehrheit der Banken die Aufsicht durch den SSM zwar als verbessert wahrnimmt, jedoch gleichzeitig als zu aufwändig empfindet. Mehr als die Hälfte der Befragten kritisiert die Komplexität des Systems, während 81 Prozent die häufig redundanten und umfangreichen Datenanforderungen als nicht nachvollziehbar bezeichnen. Diese Belastungen würden nicht nur die Kostenstruktur der Institute verschlechtern, sondern auch deren Wettbewerbsfähigkeit schwächen.

Der Single Supervisory Mechanism (SSM) ist das zentrale Bankenaufsichtssystem der Europäischen Union, das 2014 als Reaktion auf die Finanzkrise ins Leben gerufen wurde. Es ist Teil der Bankenunion und hat das Ziel, die Stabilität des europäischen Bankensektors zu sichern und dessen Überwachung zu vereinheitlichen.

Empfehlungen für wettbewerbsorientierte Weiterentwicklung

Die Studienautoren fordern in ihrer Analyse eine Anpassung des SSM, um Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Sie schlagen drei zentrale Maßnahmen vor: Zum einen geht es dabei um die Wettbewerbsfähigkeit, denn neben der Finanzstabilität sollte die Aufsicht stärker auf die langfristige Wettbewerbsfähigkeit europäischer Banken ausgerichtet werden. Darüber hinaus soll eine Differenzierung der Aufsicht erfolgen. Indem eine stärkere Berücksichtigung der individuellen Geschäftsmodelle und Größenunterschiede der Banken dafür sorgt, dass die Regulierung ausgewogener ausfällt. Nicht zuletzt geht es um die Reduzierung von Bürokratie, denn der Abbau redundanter Datenabfragen und ein intensiverer Dialog zwischen Banken und Aufsicht könnten die Effizienz erheblich steigern.

Der SSM hat die Finanzstabilität im Euroraum und den Bankenmarkt gestärkt und gesichert. Jetzt geht es darum, dass sich die Aufsicht noch mehr auf die Wettbewerbsfähigkeit der Banken konzentriert. Dazu gehören weniger Bürokratie und die Vermeidung von redundanten Datenabfragen.”

Heiner Herkenhoff, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands

Der SSM hat die Bankenaufsicht harmonisiert, aber gleichzeitig durch steigende Komplexität erhebliche Kosten verursacht. Eine Verschlankung der Regulierung könnte die Effizienz verbessern und die Belastung der Institute reduzieren.”

Volker Brühl vom Center for Financial Studies

Auch Henning Dankenbring, Partner bei KPMG, betont, dass der SSM viel erreicht habe. Zukünftig sollten Daten aber effizienter erhoben und intelligenter ausgewertet werden. Gleichzeitig müsse die Aufsicht den Wandel und das Wachstum in der Branche ermöglichen.

Klar wird, dass der SSM an einem Wendepunkt steht. Während die Harmonisierung der Aufsicht als Erfolg gewertet wird, fordert die Branche eine stärkere Berücksichtigung der Wettbewerbsfähigkeit und eine Entlastung von regulatorischen Hürden. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die europäische Bankenaufsicht diese Herausforderungen bewältigen kann. Das komplette Paper zum Thema findet sich zum kostenlosen Download. tw

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