Traders Place: Was kann der neue Neobroker besser als die Mitbewerber?
Alter Wein in neuen Schläuchen oder tatsächliches Alleinstellungsmerkmal? Mit Sitz im bayerischen Freilassing ist ein neuer Onlinebroker namens Traders Place an den Start gegangen. Dessen Angebot in Kombination liest sich auf den ersten Blick so ähnlich wie das der übrigen Neobroker von Trade Republic über Scalable Capital Broker bis hin zu Smartbroker. Doch das Unternehmen, das seine Banking-Dienstleistungen über die Baader Bank abwickeln lässt, betont, dass man dennoch „anders“ sei. Ob Traders Place tatsächlich als Neobroker 2.0 durchgeht und „das beste aus beiden Welten“ bieten kann?
Das Konzept hinter Traders Place ist schon zum Start umfangreicher als das vieler No-Frills-Broker zu deren Go-to-Market. Man wolle, hießt es in der offiziellen Meldung zum Launch „mit Top-Konditionen, weltweiten Handelsplätzen und einem breiten Spektrum an handelbaren Finanzinstrumenten“ den Markt aufmischen. „Unser Anspruch ist es, in Deutschland mit dem besten Angebot eine wichtige Rolle zu spielen. Wir sind der Neobroker 2.0, eine Wertpapierhandelsplattform der neuesten Generation”, betont Ernst Huber, der als Gründer und CEO an der Spitze des neuen Unternehmens steht.Das Versprechen einzulösen, könnte allerdings schwierig werden – denn zum einen ist der Markt mehr als vollgestopft mit spannenden Mitbewerbern von Smartbroker und Justtrade über Finanzen.net Zero und Degiro, Onvista Bank und Lynx Broker bis hin zu den beiden Vertretern mit dem wohl umfangreichsten Portfolio, nämlich Scalable Capital Broker und Trade Republic. Und damit sind wir noch nicht einmal bei den „vom oberen Ende“ kommenden Digitalbanken wie die Consorsbank, Maxblue und Comdirect.
Immerhin kommt Traders Place zunächst einmal mit dem üblichen kostenlosen Depot mit attraktiver Kontoverzinsung und gebührenfreiem Wertpapierhandel über die Börse Gettex ab einem Ordervolumen von 500 Euro. Noch geht die Rechnung ja auf – doch das dürfte angesichts der anstehenden Gesetzesänderung im EU-Raum nicht so bleiben. Das „Payment for Orderflow“-Verbot, das vorsieht, dass Börsenplätze die Broker nicht mehr für das reine Grundrauschen bezahlen dürfen, wird aller Voraussicht nach kommen. Und nahezu alle Neobroker stellen sich darauf ein – indem sie zum einen die Zahl und Transparenz der Börsenplätze erhöhen und die Erlösmodelle verändern und zum anderen das Angebot an Anlageleistungen ausweiten.
USPs verzweifelt gesucht: Kann Neobroker Traders Place überzeugen?
Insofern ist Traders Place zwar sicher in die richtige Richtung unterwegs, der Begriff des „Neobrokers 2.0“ ist allerdings etwas marketingorientiert bis hoch gegriffen. Doch kommen wir zu den Features: Der außerbörsliche Handel von ca. 1 Million Derivaten wird über die fünf Premium Partner BNP Paribas, Société Générale, Vontobel, Morgan Stanley und UniCredit ab einem Ordervolumen von 500 € spesenfrei angeboten (unter einem Ordervolumen von € 500,- pro Trade € 3,- Mindermengenzuschlag; zzgl. marktüblicher Spreads und Zuwendungen). Sparpläne, also das Brot- und Buttergeschäft für vor allem jüngere Anleger geht natürlich auch – mit Sparplänen in ETFs und Fonds der Premium Partner iShares by Blackrock, Amundi, DWS XTrackers und DJE Kapital AG sowie Aktiensparplänen ohne Transaktionsgebühren (aber natürlich marktüblicher Spreads und Zuwendungen).
Noch geht die Rechnung auf, in den nächsten Jahren dürfte sich hier allerdings noch viel verändern – nicht nur für den Newcomer freilich, sondern für die gesamte Branche. Immerhin in einem Punkt geht man zum Start schon weiter als bei vielen Mitbewerbern: Die Möglichkeit, an allen wichtigen deutschen und internationalen Börsenplätzen zu handeln, ist ein besonderer Schwerpunkt des Neobrokers, den so noch nicht alle Mitbewerber bieten können oder wollen. Traders Place ermöglicht es Anlegern, weltweit an Börsenplätzen wie New York, Tokio oder London in Aktien, ETFs, Fonds, Derivate und Anleihen zu investieren – und das zu besonders günstigen Konditionen. In wenigen Wochen wolle man außerdem den Handel mit Kryptowährungen launchen – wer hier abwickelnder Partner ist, bleibt noch unklar.
A propos abwickelnder Partner: Traders-Place-Kunden führen ihre Depots und Abwicklungskonten bei der Baader Bank. Die Bank mit Sitz in Unterschleißheim bei München gilt als durchaus etablierter Wertpapier- und Bankdienstleister in Europa und ist ja bekanntermaßen unter anderem für Scalable Capital mit ähnlichen Dienstleistungen am Start. Dass die Bank das kann, steht außer Frage, dass sie bei steigendem Zuspruch durch die Kunden auch ausreichend schnell skalieren kann, hat sie bereits anderweitig unter Beweis gestellt.
“Vereinen das Beste aus zwei Welten”
Die Depoteröffnung und der Handel kann sowohl über den Desktop als auch über den Download der Traders Place Smartphone App erfolgen – auch das ein inzwischen übliches Procedere bei den digitalen Brokern.
Wir haben bei den Abläufen im Hintergrund so viel wie möglich automatisiert und können dadurch ein erstklassiges Angebot bieten. Wir vereinen mit den Angeboten von klassischen Online-Brokern und Neobrokern praktisch das Beste beider Welten.”
Ernst Huber, CEO von Traders Place
Gründer und CEO von Traders Place ist Ernst Huber, der über mehr als 25 Jahre Erfahrung im Online-Brokerage verfügt und als Mitgründer und Vorstandsvorsitzender rund zwei Jahrzehnte lang eine Direktbank in Österreich mit Schwerpunkt Online-Brokerage geführt hat. Zudem war er fünf Jahre im Vorstand der DAB Bank AG, München, tätig, von August 2012 bis Juni 2015 als Sprecher des Vorstands (CEO). Zu diesem Zeitpunkt hatte das von Matthias Kröner gegründete Unternehmen zwar schon seine erfolgreichsten Zeiten in Eigenregie hinter sich – Einblicke in das seinerzeit durchaus innovative Unternehmen dürfte er aber somit dennoch reichlich haben. Natürlich verweist das Unternehmen Traders Place auch ansonsten auf seine „Experten für Banking, Online-Brokerage sowie digitales Marketing und Softwareentwicklung“.
Möglich wird das alles natürlich, ähnlich wie bei den Mitbewerbern im Neobanken- und -brokerumfeld nur sein, indem man auf einen hohen Automatisierungsgrad der Plattform und ein Maximum an Effizienz setzt. Ob das ausreicht, um sich in der Vielfalt der Mitbewerber hervorzuheben, werden wir abwarten müssen. Ein in der Pressemitteilung erwähntes Zinsangebot von 1,3 Prozent aufs Depotkonto ab 1.000 Euro (bis maximal 1 Million Euro) und eine breite Auswahl an Sparplänen werden jedenfalls dafür nicht ausreichen.tw
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